Kairo/Jerusalem (Reuters) – Bei den Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen zwischen der radikal-islamischen Hamas und Israel ist es nach Angaben beider Seiten zu einer Annäherung gekommen.
Es habe einen “gewissen Fortschritt” gegeben, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Montag vor dem Parlament. Wann es ein Ergebnis geben werde, sei jedoch unklar. Diasporaminister Amichai Chikli erklärte, es werde weiter darüber verhandelt, welche palästinensischen Gefangenen genau von Israel im Austausch gegen Geiseln freigelassen werden sollen. Strittig sei zudem die genaue Stationierung israelischer Truppen im Gazastreifen. Auch ein palästinensischer Insider verwies auf diese beiden Themen.
Die Gespräche über eine Waffenruhe und eine Freilassung der Geiseln werden von Ägypten, Katar und den USA vermittelt. Sie haben im Dezember an Dynamik gewonnen, jedoch bislang nicht zu einem Durchbruch geführt. So war die Dauer einer Waffenruhe in mehreren gescheiterten Verhandlungsrunden ein grundlegender Streitpunkt. Die Hamas will ein sofortiges Ende des Krieges, während Israel zunächst ein Ende der Hamas-Herrschaft im Gazastreifen fordert. “Die Frage der Beendigung des Krieges ist noch nicht endgültig geklärt”, sagte der palästinensische Insider.
Der israelische Minister Seew Elkin, ein Mitglied von Netanjahus Sicherheitskabinett, erklärte im israelischen Armeeradio, das Ziel bestehe darin, in einer zweiten Phase des Abkommens über eine Waffenruhe einen vereinbarten Rahmen zu finden, um diese Differenzen beizulegen. Chikli sagte, die erste Phase sei eine humanitäre Phase, die 42 Tage dauern und die Freilassung von Geiseln beinhalten werde.
Auslöser des seit mehr als einem Jahr dauernden Krieges ist der überraschende Überfall der Hamas auf den Süden Israels, bei dem nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 250 in den Gazastreifen verschleppt wurden. Etwa hundert Geiseln sollen noch in der Gewalt der Hamas und ihrer Verbündeten sein. Wie viele von ihnen noch am Leben sind, ist offen. Das israelische Militär hatte umgehend mit einer großangelegten Militäroffensive auf den Überfall reagiert.
Bei den israelischen Angriffen auf den Gazastreifen wurden nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde mehr als 45.300 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet und über 107.700 verletzt. Unter den Opfern sind zahlreiche Kinder. Ein Großteil der 2,3 Millionen Menschen in dem schmalen Küstenstreifen am Mittelmeer wurde vertrieben. Die Versorgungslage für die Zivilbevölkerung ist katastrophal. Der Gazastreifen ist weitgehend zerstört. Es mangelt an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten. Viele Menschen hausen in Zelten.
(Bericht von: Nidal al-Mughrabi, Maayan Lubell; Geschrieben von Sabine Ehrhardt und Scot W. Stevenson; Redigiert von Christian Rüttger Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)