Zinshoffnungen und Bilanzen hieven Dax auf neues Rekordhoch

Frankfurt (Reuters) – Die Hoffnung auf eine anhaltend lockere Geldpolitik in den USA und eine Reihe erfreulicher Quartalsberichte haben die Dax-Anleger am Donnerstag erneut in Rekordlaune versetzt.

Der deutsche Leitindex kletterte – angeführt von einem rund 16-prozentigen Kursgewinn bei Zalando – in der Spitze um 0,5 Prozent auf eine neue Bestmarke von 20.675,08 Zählern. Seit Wochenbeginn kommt er bereits auf ein Plus von mehr als zwei Prozent. Nach der zuletzt schwächeren US-Kerninflation sei die Zinssenkungshoffnung auf das Börsenparkett zurückgekehrt, sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. Jürgen Molnar von RoboMarkets mahnte allerdings zur Vorsicht: “Bleibt abzuwarten, wie die ersten Töne aus dem Weißen Haus dann bei den Anlegern ankommen.” Die Stimmung könne sich auch schnell wieder in die andere Richtung drehen.

Der Republikaner Donald Trump, der am Montag als US-Präsident vereidigt wird, sorgt vor allem mit seinen Zolldrohungen für Verunsicherung unter den Anlegern. Diese könnten gerade die Exportnation Deutschland hart treffen, sagt Felix Schmidt, Volkswirt bei Berenberg. Darüber hinaus dürften Trumps Zoll-Pläne wie auch dessen Agenda zur Lockerung der Fiskalpolitik inflationstreibend wirken und den Spielraum für weitere Leitzinssenkungen der US-Notenbank Fed stark einschränken. Im Extremfall könnte es sogar zu einer Zinsanhebung führen, meint Schmidt. Der Dollar-Index, der in den vergangenen Monaten stark gestiegen ist, notierte wenige Tage vor der Amtseinführung Trumps kaum verändert bei 109,07 Punkten. Der Euro trat mit knapp 1,03 Dollar ebenfalls auf der Stelle.

ZALANDO ENTFACHT KURSFEUERWERK

Unter den Einzelwerten entfachte Zalando im Dax ein Kursfeuerwerk. Der Online-Modehändler hat dank eines starken vierten Quartals mit hohem Kundenwachstum 2024 einen operativen Gewinn über den Erwartungen erzielt. “Wir sehen die Zahlen als ein starkes Zeichen dafür, dass Zalando in einem insgesamt herausfordernden Umfeld für Mode-Einzelhandel in der Lage ist, seine Versprechen einzulösen oder gar zu übertreffen”, sagte Analyst Volker Bosse von Baader Helvea.

Ebenfalls deutlich nach oben ging es für die europäischen Chipwerte nach einem Rekord-Quartalsgewinn bei TSMC. Infineon legten bis zu 2,8 Prozent zu, die Papiere von BE Semiconductor und ASML kletterten zeitweise um sieben und knapp fünf Prozent in die Höhe. Der europäische Branchenindex rückte in der Spitze um 2,2 Prozent vor. Der reißende Absatz von Hochleistungshalbleitern für Künstliche Intelligenz (KI) stimmte TSMC optimistisch. Die in Frankfurt notierten Titel des weltgrößten Chip-Auftragsfertigers aus Taiwan stiegen um bis zu 8,2 Prozent.

LUXUSWERTE GLÄNZEN NACH RICHEMONT-ZAHLEN

Optimismus machte sich dank eines Rekordumsatzes von Richemont im Weihnachtsquartal zudem in der Luxusbranche breit. Die Umsatz-Beschleunigung bei dem Hersteller von Cartier-Schmuck könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Weihnachtsgeschäft allgemein stärker gewesen sei als erwartet, schrieben die Analysten von JP Morgan in einem Kommentar. Zuletzt kämpfte der Luxussektor mit den schwächsten Wachstumsraten seit Jahren. Die Papiere von Richemont sprangen um bis zu 18,3 Prozent auf ein Rekordhoch, die des Uhrenherstellers Swatch Group legten knapp zehn Prozent zu. LVMH und Gucci-Eigentümer Kering kletterten um mehr als sieben Prozent, die des Birkin-Taschen-Hersteller Hermes um fünf Prozent in die Höhe.

Am Ölmarkt legten die Anleger nach der jüngsten Preisrally eine Pause ein. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligten sich jeweils um 0,5 Prozent auf 81,60 beziehungsweise 79,66 Dollar je Fass. Der Preis lag damit in Reichweite seines am Mittwoch erreichten Fünfeinhalb-Monats-Hochs. Die Furcht vor Versorgungsengpässen angesichts der verschärften US-Sanktionen gegen russische Ölproduzenten und -tanker hatten Öl zuletzt verteuert.

(Bericht von: Daniela Pegna, Mitarbeit Anika Ross, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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