Berlin (Reuters) – Bei Zöllen der neuen US-Regierung erwarten die bundesweiten Sparkassen eine fortgesetzte Talfahrt der Konjunktur in Deutschland.
“Dann haben wir eine Rezession”, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Ulrich Reuter, am Dienstag. Eigentlich rechnen die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe für 2025 mit einem Mini-Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2 Prozent. “Das ist eine Stagnation”, sagte der Sparkassen-Präsident, warnte aber: “Wenn die USA mit ihrem neuen Präsidenten auf Protektionismus setzen und die angekündigten Zölle auf Waren einführen, dann könnte das BIP-Wachstum hierzulande um 0,3 bis 0,6 Prozentpunkte sinken.”
US-Präsident Donald Trump ist am Montag zu einer zweiten Amtszeit vereidigt worden und hat bereits mit einer Flut von Erlassen eine grundlegende Wende der US-Politik angestoßen. Der Republikaner hatte wiederholt Importzölle für Mexiko, Kanada und China angekündigt. Mit Blick auf neue Zölle auf Waren aus Mexiko und Kanada zielt Trump nach eigenen Worten nun auf den 1. Februar als möglichen Zeitpunkt ab, dabei nannte er eine Marke von über 25 Prozent. Politik und Wirtschaft befürchten allerdings auch Zölle auf Waren aus der EU, was Deutschland als Export-Europameister spürbar treffen würde.
Die deutsche Wirtschaft ist 2024 um 0,2 Prozent geschrumpft und damit das zweite Jahr in Folge. Das hatte es seit Gründung der Bundesrepublik erst einmal gegeben – in den Jahren 2002/2003. Die Sparkassen erwarten erst 2026 eine spürbare Belebung der schwachen Konjunktur. Dann könnte die Wirtschaft um 1,0 Prozent wachsen, wie aus der Gemeinschaftsprognose des DSGV hervorgeht. Deutschland brauche eine neue Dynamik, sagte Verbands-Präsident Reuter. “Wir müssen den lähmenden Stillstand überwinden, Investitionen in unsere Infrastruktur massiv ausbauen und klare Rahmenbedingungen schaffen, die privates Kapital mobilisieren.” Nötig sei “eine Befreiung von fesselnder Bürokratie und ein klares Programm für wirtschaftliches Wachstum”, erklärte Reuter. “Unser Land braucht dringend eine massive Investition, um die bröckelnde und oft veraltete Infrastruktur zu ertüchtigen.” Das werde sich nicht nur aus den laufenden öffentlichen Haushalten finanzieren lassen. “Deshalb muss man auch über die Schuldenbremse nachdenken.”
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Reinhard Becker. – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)