Dax tritt nach Rekord-Rally etwas auf die Bremse

Frankfurt (Reuters) – Nach der Rekordjagd der vergangenen Tage haben es die Dax-Anleger am Donnerstag ruhiger angehen lassen.

Der deutsche Leitindex rückte um 0,3 Prozent auf 21.313 Zähler vor und notierte damit knapp unter seiner am Mittwoch erreichten Bestmarke von 21.330,87 Punkten. Der EuroStoxx50 trat auf der Stelle. Der Dax sei mittlerweile massiv überkauft, sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die Anleger dürften sich fragen, ob hier gerade eine gefährliche Euphorie entstehe. Auch Jürgen Molnar von RoboMarkets konstatierte: “Eine Korrektur zurück unter die 21.000er Marke wäre gesund.” Die Luft werde zunehmend dünner.

Der Dax hat am Montag erstmals die psychologisch wichtige 21.000-Punkte-Marke durchbrochen und seit Wochenbeginn gut zwei Prozent zugelegt. Für Kauflaune an den Aktienmärkten sorgte die Aussicht auf vorerst niedrigere Zinsen in den USA und in der Euro-Zone wie auch bislang das Ausbleiben konkreter Zollankündigungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Seine Politik und sein Ton in Bezug auf Zölle sei sanfter als erwartet ausgefallen, vor allem im Bezug auf China, sagte Carol Kong, Währungsstrategin bei der Commonwealth Bank of Australia.

Experten gehen aber davon aus, dass das Thema nicht vom Tisch ist. Es sehe eher nach einer Verzögerung als nach einer Absage künftiger Zollaktionen aus, sagte Libby Cantrill vom US-Vermögensverwalter Pimco. Zölle sind ein Kernelement von Trumps Wirtschaftsagenda. Schon während seiner ersten Amtszeit, die von 2017 bis Anfang 2021 dauerte, entfachte der Republikaner langwierige Handelskonflikte mit anderen Staaten, allen voran China, aber auch der EU. Am Nachmittag stand eine Rede des US-Präsidenten beim Weltwirtschaftsforum in Davos auf der Agenda.

ZOLL-UNSICHERHEIT BELASTET ÖL- UND KUPFERPREIS

Die Ungewissheit bezüglich des weiteren Zoll-Kurses von Trump bekam am Donnerstag vor allem der Rohstoffmarkt zu spüren. Anleger fürchteten, dass die potenziellen neuen Handelsstreitigkeiten die Konjunktur schwächen und damit die Nachfrage nach Öl und Kupfer dämpfen dürften. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligten sich um jeweils 0,5 Prozent auf 78,61 beziehungsweise 75,05 Dollar je Fass. In dieser Woche sind die Preise von Brent bereits um mehr als zwei, bei WTI um mehr als drei Prozent gefallen. Das Industriemetall Kupfer wurde mit 9142 Dollar je Tonne zeitweise 0,9 Prozent niedriger gehandelt.

Auf der Unternehmensseite konzentrierten sich die Anleger vor allem auf die Berichtssaison. Zu den größten Dax-Gewinnern zählten unter anderem Volkswagen mit einem Plus von gut zwei Prozent – obwohl der Autobauer seine Gewinnprognose für die Kernmarke Analysten zufolge leicht gedämpft hat. Allerdings seien die Aussagen von VW insgesamt “etwas optimistischer” gewesen als die von Porsche am Dienstag, erläuterte das Analysehaus Bernstein Research nach einer Telefonkonferenz von VW mit Investoren. Die VW-Zahlen stehen am 11. März an. Porsche notierten im Dax zeitweise 1,3 Prozent schwächer.

PUMA NACH ZAHLEN IM FREIEN FALL

Im MDax erlebten Puma nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen einen rabenschwarzen Tag. Die Aktien rauschten in der Spitze um 18,7 Prozent auf 34,02 Euro in den Keller. Das war der tiefste Stand seit knapp sieben Jahren. 2024 steigerte die weltweite Nummer drei hinter Nike und Adidas den Umsatz währungsbereinigt zwar, das Ergebnis vor Steuern und Zinsen stagnierte jedoch bei 622 Millionen Euro und lag damit am unteren Rand der eigenen Erwartungen. Nach den sehr guten Adidas-Zahlen seien einige Investoren wohl auf dem falschen Fuß erwischt worden, sagte ein Händler. Adidas hatte seine eigenen, schon dreimal nach oben geschraubten Erwartungen für das Jahr 2024 am Dienstag noch übertroffen. Das Betriebsergebnis lag bei 1,34 Milliarden Euro.

An der Börse in Stockholm ragten die Titel der Swedbank heraus – sie rückten um 5,7 Prozent vor. Die Aussicht auf eine deutliche Dividendenanhebung und ein höherer Quartalsgewinn als erwartet ermunterten die Anleger zum Einstieg.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL0M09G-VIEWIMAGE