Statistikamt: Mehr als jeder Fünfte von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht

Berlin (Reuters) – Mehr als jeder fünfte Einwohner bleibt in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.

Dies traf im vergangenen Jahr auf rund 17,6 Millionen Menschen zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das entspricht 20,9 Prozent der Bevölkerung. Verglichen mit 2023 ist das ein Rückgang: Damals waren 21,3 Prozent betroffen.

Eine Person gilt in der EU als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn mindestens eine der folgenden drei Bedingungen zutrifft: Ihr Einkommen liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze, ihr Haushalt ist von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen, oder sie lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung.

Im vergangenen Jahr lebten rund 13,1 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze, was rund 15,5 Prozent der Bevölkerung entspricht. 2023 waren es mit 14,4 Prozent weniger. Als armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Äquivalenzeinkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2024 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person netto – also nach Steuern und Sozialabgaben – bei 1378 Euro im Monat (2023: 1314 Euro). Für Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren betrug er 2893 Euro (2023: 2759 Euro).

Sechs Prozent der Bevölkerung oder rund fünf Millionen Menschen waren von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen (2023: 6,9 Prozent). Die Betroffenen waren zum Beispiel nicht in der Lage, Rechnungen für Miete, Hypotheken oder Versorgungsleistungen rechtzeitig zu bezahlen, eine einwöchige Urlaubsreise zu finanzieren, abgewohnte Möbel zu ersetzen oder sich einmal im Monat im Freundeskreis oder mit Verwandten zu treffen, um gemeinsam etwas zu trinken oder zu essen.

(Bericht von René Wagner, redigiert von Thomas Seythal)

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