Trumps Forderung verhallt: Fed hat “keine Eile” mit Zinssenkungen

– von Howard Schneider

Washington/Berlin (Reuters) – Kurz nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump hat die US-Notenbank Federal Reserve eine Zinspause eingelegt.

Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beließen den Leitzins am Mittwoch in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Damit endete die Senkungsserie vorerst, die im September begonnen hatte und der zwei weitere Lockerungen folgten. Die Währungshüter haben angesichts der robusten Konjunkturlage laut Powell “keine Eile”, weitere Schritte einzuleiten. Zudem sei die Inflation noch “etwas erhöht”. Mit der behutsamen Gangart droht die unabhängige Notenbank auf Kollisionskurs mit Trump zu geraten, der auf Senkungen dringt.

Der Fed-Chef betonte: “Die Öffentlichkeit sollte darauf vertrauen können, dass wir unsere Arbeit weiterhin tun werden.” Die Äußerungen Trumps, zu dem er keinen Kontakt gehabt habe, wolle er nicht kommentieren, sagte Powell. Der US-Präsident fordert Zinssenkungen, wie er jüngst vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos klarmachte. Er hat die Fed während seiner ersten Amtszeit (2017-2021) immer wieder mit harter Kritik überzogen, da sie mit vermeintlich zu hohen Zinsen den Aufschwung gefährde. Die Fed erläuterte in ihrem Statement, dass sie auf Grundlage der hereinkommenden Konjunkturdaten, des Ausblicks und der Abwägung der Risiken entscheide, wann und in welchem Umfang weitere Zinsschritte erfolgen könnten.

Die US-Inflation war zum Jahresende 2024 erneut gestiegen. Die Verbraucherpreise legten im Dezember um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, nach 2,7 Prozent im November. Die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten der Amerikaner sind Experten zufolge ein Grund dafür, weshalb Trump am 20. Januar erneut ins Weiße Haus einziehen konnte. Die von dem Republikaner angedrohten Strafzölle bergen allerdings ein neues Inflationsrisiko, weil dadurch Importe aus Ländern wie Kanada, Mexiko und China oder auch der EU teurer werden dürften.

Powell betonte, die Fed wolle erst einmal abwarten, wie die Politik ausgestaltet werde. Die Notenbank werde dies sorgfältig beobachten. Es gelte die Auswirkungen der politischen Veränderungen auf den Feldern Zölle, Einwanderung, Fiskal- und Regulierungspolitik zu analysieren.

“VON ZINSERHÖHUNGEN WAR NICHT DIE REDE”

“Wie lange die Zinspause anhält, lässt sich schwer einschätzen”, meinten die Commerzbank-Experten Bernd Weidensteiner und Christoph Balz und fügten an: “Auf die Frage, ob eine Zinssenkung im März noch auf dem Tisch liege, antwortete Powell, dass man es nicht eilig habe. Unsere Prognose einer Zinssenkung bereits im März ist deutlich unsicherer geworden.”

Powell habe aber verdeutlicht, dass die Frage für die Fed ist, die Zinsen weiter zu senken oder stillzuhalten: “Von etwaigen Zinserhöhungen – die von einigen Beobachtern verschiedentlich thematisiert wurden – war nicht die Rede.”

Die Äußerungen Powells haben die Anleger an der Wall Street beruhigt. Die wichtigsten US-Indizes notierten nach der Konferenz im Anschluss an den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed bis zu 0,3 Prozent im Minus. Nach der Ankündigung, dass die Währungshüter den Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen hatten, waren sie um 0,5 bis 1,1 Prozent abgerutscht.

“FED BLEIBT IN SCHUSSLINIE TRUMPS”

“Die Zinspause entspricht der Erwartung der Finanzmärkte, aber nicht der von Präsident Trump”, so Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Der Inflationsausblick halte die Tür für niedrigere Leitzinsen offen. Für die zweite Jahreshälfte zeichne sich aber ein höherer Inflationsdruck und ein zinspolitisches Stillhalten ab: “Springt die Fed über Trumps Stöckchen, bekommt ihre Glaubwürdigkeit tiefe Kratzer. So oder so, die US-Notenbank bleibt in der Schusslinie von Präsident Trump”, meinte der Experte.

Die Notenbank stellte klar, dass sie auch in Zukunft an ihrem Ziel einer Inflationsrate von zwei Prozent festhalten werde. Dies werde bei der laufenden Überprüfung des geldpolitischen Rahmens so bleiben, die bis zu Spätsommer abgeschlossen sein dürfte.

(Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker, Mitarbeit Zuzanna Szymańska, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL0T074-VIEWIMAGE