Berlin (Reuters) – Trotz der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land haben die deutschen Brauereien im vergangenen Jahr erneut weniger Bier verkauft.
Der Absatz fiel um 1,4 Prozent oder 119,4 Millionen Liter niedriger aus als 2023, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager setzten nur noch rund 8,3 Milliarden Liter ab – 13,7 Prozent weniger als zehn Jahre zuvor. “Damit setzte sich die langfristige Entwicklung sinkender Absatzzahlen trotz der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land als Großereignis im Sommer fort”, so die Statistiker. In den Zahlen sind alkoholfreie Biere und Malztrunk sowie das aus Staaten außerhalb der Europäischen Union (EU) eingeführte Bier nicht enthalten.
Der Deutsche Brauer-Bund macht Wetterkapriolen mit Regenperioden im Frühjahr und Sommer für das Minus verantwortlich. “Viele Biergartenbesuche fielen buchstäblich ins Wasser”, sagte Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. “Betroffen waren auch Events rund um die Fußball-Europameisterschaft.” Die knapp 1500 Brauereien in Deutschland hätten aber auch die hohe Inflation und die schlechte Konsumlaune zu spüren bekommen.
Noch deutlicher wurde die Veltins-Brauerei. “Die Fußball-EM im eigenen Land wurde trotz der hohen Erwartungen der Brauereien zu einem Totalausfall”, sagte der Sprecher der Geschäftsführung, Volker Kuhl. Im Turniermonat Juni sei der Ausstoß der Brauwirtschaft auf einen historischen Tiefpunkt abgesackt. “Die Fanmeilen waren zwar voll, aber beim Rudelgucken daheim wollte keine Begeisterung aufkommen – der Funke ist nicht übergesprungen”, sagte Kuhl.
“BEMERKENSWERTE RESILIENZ”
Für dieses Jahr zeigt sich die Branche verhalten optimistisch. “Zwar werden uns die hohen Kosten vorerst weiter begleiten”, sagte Eichele. “Jedoch zeigt sich auch, dass die deutsche Brauwirtschaft mit ihren überwiegend handwerklichen und mittelständischen Betrieben zuletzt in unterschiedlichen Krisen eine bemerkenswerte Resilienz bewiesen hat.” So würden alkoholfreie Biere immer stärker nachgefragt. Künftig dürfte bereits jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sei.
82,3 Prozent des Bierabsatzes waren im vergangenen Jahr für den Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. Der Inlandsabsatz sank damit im Vergleich zu 2023 um 2,0 Prozent auf 6,8 Milliarden Liter. 17,6 Prozent oder 1,5 Milliarden Liter Bier wurden steuerfrei exportiert, das waren 1,6 Prozent mehr als 2023. Davon gingen 808,4 Millionen Liter (+3,1 Prozent) in EU-Staaten und 644,0 Millionen Liter (-0,3 Prozent) in Nicht-EU-Staaten. 10,6 Millionen Liter (-6,8 Prozent) gaben die Brauereien unentgeltlich als Haustrunk an ihre Beschäftigten ab.
Bei den Biermischungen mit Limonade, Cola, Fruchtsäften und anderen alkoholfreien Zusätzen wurde 2024 ebenfalls ein Absatzrückgang verzeichnet. Hier gab es einen Rückgang von 4,6 Prozent. Biermischungen machten mit 384,8 Millionen Litern rund 4,7 Prozent des gesamten Bierabsatzes aus.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)