OMV mit Gewinnrückgang – Chemiesparte mildert Einbruch ab

Frankfurt (Reuters) – Der Wiener Öl- und Gaskonzern OMV hat im vergangenen Jahr kräftige Einbußen hinnehmen müssen.

“Sinkende Rohstoff- und Energiepreise haben im vergangenen Jahr unser Geschäft neben einer schwachen Konjunktur maßgeblich beeinflusst”, sagte Vorstandschef Alfred Stern am Dienstag bei der Präsentation der Geschäftszahlen. Trotz des Gewinneinbruchs habe OMV das viertbeste Ergebnis in seiner Konzerngeschichte erzielt, merkte er an. Das bereinigte operative Ergebnis sank 2024 um 15 Prozent auf 5,14 Milliarden Euro, lag damit aber im Rahmen der Analystenschätzungen. Während die Bereiche Kraft- und Rohstoffe sowie Energie schwächelten, konnte die Chemiesparte mit besseren Ergebnissen den Rückgang teilweise abfedern. Der Konzernumsatz fiel um 14 Prozent auf 33,98 Milliarden Euro.

Die Aktionäre sollen für 2024 eine Dividende von insgesamt 4,75 Euro je Aktie erhalten – aufgeteilt in eine reguläre Dividende von 3,05 Euro und eine Sonderdividende von 1,70 Euro. Im Jahr davor hatte OMV noch 5,05 Euro pro Aktie ausgeschüttet.

Nach einem Schiedsgerichtsverfahren im Streit mit der russischen Gazprom verbuchte OMV im vierten Quartal wie erwartet einen positiven Effekt von rund 210 Millionen Euro. Der Konzern hatte im Dezember seinen bis 2040 laufenden Erdgas-Liefervertrag mit der Gazprom vorzeitig gekündigt – unter Verweis auf mehrere grundlegende Vertragsverletzungen durch Gazprom. Zuvor hatte ein Schiedsgericht der OMV 230 Millionen Euro Schadenersatz von Gazprom Export zugesprochen.

“Russland war für uns kein verlässlicher Partner mehr”, sagte Stern. “Mit dem Ende des Vertrags beginne für OMV ein neues Kapitel. Die Versorgungssicherheit sei aber weiterhin gewährleistet: “Wir greifen auf unsere eigene Gasproduktion in Norwegen und Österreich sowie auf Gasmengen von Drittproduzenten in Norwegen zu. Zusätzlich haben wir mit Partnern langfristige Lieferungen von Flüssig-Erdgas vereinbart.”

Eine Umsatz- und Gewinnprognose für 2025 gab OMV nicht ab, der Konzern erwartet aber einen weiteren Rückgang seiner Referenzmarge im Raffineriegeschäft. OMV rechnet zudem mit einem durchschnittlichen Brent-Ölpreis von rund 75 Dollar pro Barrel sowie einem durchschnittlichen Erdgaspreis von etwa 35 Euro pro Megawattstunde. Zum Vergleich: 2024 lag der durchschnittliche Brent-Preis bei 80,8 Dollar, während der Gaspreis 25,1 Euro pro Megawattstunde betrug. “In allen drei Geschäftsbereichen werden wir auch 2025 stark investieren”, kündigte Stern an. Die organischen Investitionen sollen sich 2025 auf rund 3,6 Milliarden Euro belaufen, davon alleine zwei Milliarden für den Energiebereich.

Weitere Neuigkeiten zum Stand der geplanten Fusion von Borealis und Borouge gab es nicht. Die OMV und ihr zweitgrößter Aktionär, der arabische Ölkonzern Adnoc, verhandeln bereits seit Sommer 2023 über eine Zusammenführung ihrer gemeinsamen Petrochemietöchter. Am Freitag hatten OMV und Adnoc mitgeteilt, einen möglichen Kauf der kanadischen Nova Chemicals – die dem Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi gehört – zu prüfen. Ziel sei eine mögliche Zusammenlegung von Borealis, Borouge und Nova Chemicals zu einer weltweiten Polyolefin-Gruppe. Stern sagte, OMV befinde sich weiterhin in ergebnisoffenen Verhandlungen. An den Plänen einer Fusion auf Augenhöhe habe sich nichts geändert.

(Bericht von Patricia Weiß, Mitarbeit von Tristan Veyet und Isabel Demetz, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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