Siemens Energy lässt sich von US-Zöllen nicht verschrecken

– von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) – Der Energietechnikkonzern Siemens Energy will sein Wachstum in den USA auch nach der Einführung neuer Zölle durch Präsident Donald Trump vorantreiben.

“Die USA sind für uns ein extrem wichtiger Markt. Deswegen investieren wir heute und werden das auch weiterhin tun”, sagte Vorstandschef Christian Bruch am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal. “Wir sehen eine unheimliche Wachstumsdynamik in den USA.” Dies gelte insbesondere für den Energiebereich. Die Nachfrage nach Gasturbinen sei enorm. Zudem habe das Stromnetz einen hohen Modernisierungsbedarf. Zusätzliche Kosten durch die Zölle könnten wohl an die Kunden weitergereicht werden.

Trump hatte in dieser Woche Zölle auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren auf den Weg gebracht. Dies werde auch Auswirkungen auf Siemens Energy haben, sagte Bruch. “Die große Frage wird sein, was bedeutet das netto. Das können wir heute noch nicht quantifizieren.” Siemens Energy fertige einen Großteil der Produkte in den USA vor Ort, so dass diese nicht erst importiert werden müssten. Der Konzern prüfe derzeit mögliche Auswirkungen in seinen Lieferketten. Siemens Energy erzielt in den USA etwa ein Fünftel des Umsatzes und betreibt dort mehrere Werke.

Der Konzern präsentierte am Mittwoch prall gefüllte Auftragsbücher. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2025 habe der Auftragsbestand mit einem Wert von 131 Milliarden Euro einen neuen Rekord erreicht. Siemens Energy sei stark in das Geschäftsjahr gestartet und erwarte insgesamt günstige Rahmenbedingungen, erklärte Bruch.

FREE CASHFLOW VOR STEUERN STEIGT DEUTLICH

Das Unternehmen, das mit Gasturbinen in der klassischen Energiewelt breit aufgestellt ist und mit Windturbinen im Bereich der erneuerbaren Energie, hatte bereits Ende Januar vorläufige Quartalszahlen vorgelegt. Das Ergebnis vor Sondereffekten hatte sich auf 481 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Das Unternehmen bekräftigte die zuletzt angehobene Prognose, nach der im Gesamtjahr der Free Cashflow vor Steuern den Wert von bis zu einer Milliarde Euro übertreffen soll.

“Unser starkes erstes Quartal spiegelt die Marktchancen wider, die sich durch die steigende Stromnachfrage ergeben”, erklärte Bruch. Siemens Energy konnte den Free Cashflow vor Steuern auf 1,528 Milliarden Euro verbessern nach einem Fehlbetrag von 283 Millionen Euro vor Jahresfrist. Bruch bekräftigte, eine konkrete neue Prognose für diese am Markt viel beachtete Kennziffer mit den Ergebnissen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres vorzulegen.

Die spanische Problem-Tochter Gamesa hatte immer wieder dem Gesamtkonzern wegen Qualitätsmängeln bei Windturbinen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Gamesa konnte im Quartal das Ergebnis vor Sondereffekten zwar verbessern, schrieb aber mit einem Minus von 374 Millionen Euro weiter rote Zahlen.

(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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