Yokohama (Reuters) – Der Zusammenschluss der japanischen Unternehmen Nissan und Honda zum weltweit viertgrößten Autobauer ist gescheitert.
Die beiden Konzerne sagten ihre Fusionsgespräche am Donnerstag ab. Honda-Chef Toshihiro Mibe sagte, es sei “enttäuschend”, dass die Gespräche gescheitert seien. Sein Unternehmen wolle nun Möglichkeiten ausloten, sich mit anderen Autobauern zusammenzuschließen. Auch Mitsubishi zog sich aus den Verhandlungen zurück. Das Unternehmen hatte sich an den Gesprächen beteiligt, allerdings hatten Insider es als unwahrscheinlich bezeichnet, dass sich Mitsubishi dem Zusammenschluss anschließt.
Honda und Nissan hatten im Dezember angekündigt, eine Fusion im Wert von umgerechnet 60 Milliarden Dollar auszuloten. Dabei wäre der viertgrößte Autobauer weltweit entstanden, nach Toyota, Volkswagen und Hyundai. Ursprünglich wollten sie sich bis Ende Januar einigen, doch die Gespräche zogen sich länger hin. Insider berichteten über wachsende Meinungsunterschiede zwischen den beteiligten Firmen. So soll es für Ärger bei Nissan gesorgt haben, dass Honda aus dem kleineren Partner eine Tochtergesellschaft machen wollte. Das würde vom Geist der Gespräche abweichen, eine Fusion unter Gleichen anzustreben.
Die Entwicklung wirft neue Fragen darüber auf, wie der schwer angeschlagene Autobauer Nissan seine jüngste Krise ohne externe Hilfe überstehen kann. Der Konzern kappte zum dritten Mal in diesem Geschäftsjahr seine Gewinnprognose, nachdem das Ergebnis im dritten Quartal um fast vier Fünftel eingebrochen war. “Honda steht vergleichsweise gut da, während Nissan sich an einem schlechten Punkt befindet”, sagte Christopher Richter, Autoanalyst beim Brokerhaus CLSA. “Sie haben im Moment keinen Tanzpartner und müssen jetzt umdenken.” Am Mittwoch hatte sich Foxconn-Chef Young Liu offen für eine Zusammenarbeit mit Nissan gezeigt.
Nissan steckt mitten in einer Sanierung, bei der 9000 von insgesamt 134.000 Beschäftigten gehen sollen und die globale Produktionskapazität um 20 Prozent reduziert wird. So soll unter anderem im ersten Quartal des kommenden Geschäftsjahres (bis Ende März) ein Werk in Thailand geschlossen werden, zwei weitere Fabriken sollen später folgen. Auch im Management wird der Rotstift angesetzt, jede fünfte Stelle soll hier wegfallen.
Nissan tut sich schwerer als Konkurrenten mit der Umstellung auf Elektroautos. Das Unternehmen hatte sich von der jahrelangen Krise, die durch die Verhaftung und Absetzung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und Chefs des Partners Renault Carlos Ghosn im Jahr 2018 ausgelöst wurde, nie vollständig erholt. Renault hatte erklärt, dass man gegenüber einer Fusion mit Honda grundsätzlich aufgeschlossen sei. Der französische Autobauer hält 36 Prozent an Nissan.
(Bericht von Maki Shiraki und Daniel Leussink, geschrieben von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)