Siemens-Aktionäre fordern schneller Klarheit über Healthineers

München (Reuters) – Zahlreiche Siemens-Aktionäre drängen den Münchner Technologiekonzern zu einer schnelleren Entscheidung über einen möglichen Ausstieg aus seiner Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers.

Finanzvorstand Ralf Thomas hatte Ende des Jahres die Mehrheitsbeteiligung an Siemens Healthineers in Frage gestellt und eine Richtungsentscheidung für den Kapitalmarkttag am 9. Dezember 2025 in Aussicht gestellt. “Das ist einfach zu spät”, sagte die Vizepräsidentin der Aktionärsvereinigung DSW, Daniela Bergdolt, auf der virtuellen Hauptversammlung am Donnerstag. DWS-Fondsmanagerin Sabrina Reeh sagte, die Erwartung des Kapitalmarkts sei hoch, dass der Anteil an Siemens Healthineers “in absehbarer Zeit unter 50 Prozent fällt”.

“Geben Sie die Healthineers-Aktien als Aktiendividende an ihre Aktionäre”, schlug Corporate-Governance-Experte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft vor. “Wir würden einen schrittweisen Anteilsabbau bei gleichzeitiger Verwendung der Mittel zur Akquisition in anderen Geschäftsfeldern begrüßen.” Vorstandschef Roland Busch sagte, die Entscheidung sei offen. “Wir wollen an den Wertsteigerungen von Healthineers partizipieren.” Siemens bewerte ständig, ob die Tochter noch zum Konzern passe.

Siemens hält nach dem Börsengang von Siemens Healthineers vor vier Jahren noch 75 Prozent der Anteile. Das Paket ist 48 Milliarden Euro wert. Rund fünf Prozent sollen zur Finanzierung der Übernahme der US-Softwarefirma Altair verkauft werden – “vielleicht auch ein bisschen mehr”, wie Finanzchef Ralf Thomas am Donnerstag sagte. “Der eingeschlagene Weg von Siemens – die unterschiedlichen Bereiche des Unternehmens auf ihre Eigenständigkeit vorzubereiten – sollte nun konsequent verfolgt und zu Ende gebracht werden”, forderte Reeh. Das gelte auch für die rechtlich bereits eigenständige Zug-Sparte Mobility, die negativen Einfluss auf die Bewertung der Siemens-Aktie habe.

Auch Portfoliomanagerin Vera Diehl von Union Investment forderte Siemens auf, sich auf die beiden profitabelsten Sparten Smart Infrastructure und Digital Industries zu konzentrieren, so “dass Siemens dann kein Konglomerat mehr sein wird”. Die bestehende Struktur sei die größte Bürde für die Siemens-Aktie, sagte Deka-Vertreter Speich. “Der Konzern muss weiter entflochten werden.” Thomas Ahme vom Verein “Wir für Siemens”, der Mitarbeiteraktionäre vertritt, sprach sich dagegen gegen eine “Ausgliederitis” aus. Die Mehrheitsbeteiligung an Siemens Healthineers dürfe nicht infrage gestellt werden.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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