Frankfurt/San Francisco (Reuters) – Der Verkaufserfolg des neuen Spitzenprozessors für Künstliche Intelligenz (KI) hat Nvidia den siebten Rekord-Quartalsumsatz in Folge beschert.
“Die Nachfrage nach ‘Blackwell’ ist erstaunlich”, sagte Jensen Huang, der Chef des Halbleiter-Herstellers, am Mittwoch. Die Umsätze mit diesen Chips hätten in den ersten Monaten nach Beginn ihrer Massenfertigung bereits mehrere Milliarden Dollar erreicht. “KI entwickelt sich mit Lichtgeschwindigkeit.”
Für das angelaufene Quartal stellte Huang daher Erlöse von 43 Milliarden Dollar, plus/minus zwei Prozent, in Aussicht. Analysten hatten lediglich mit 41,78 Milliarden Dollar gerechnet. Ein Wermutstropfen sei allerdings der Ausblick für die Gewinnmarge, monierte Analyst Gil Luria vom Research-Haus D.A. Davidson. Hier prognostizierte Nvidia einen Wert von 70,6 bis 71 Prozent, plus/minus einen halben Prozentpunkt. Im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2024/2025 hatte sie bei 73 Prozent gelegen.
Hier versalzte der kostspielige Ausbau der “Blackwell”-Massenfertigung dem Konzern die Suppe. Denn Nvidia verkauft bei diesem Produkt nicht mehr nur einzelne Chips, sondern ein Komplett-System, das unter anderem Netzwerk-Komponenten mit einschließt. Dessen Zusammenbau ist komplex, weswegen der Nvidia-Partner TSMC Probleme hat, den Ausstoß zu erhöhen. Dieser im Fachjargon “Advanced Packaging” genannte Fertigungsschritt ist aktuell der Flaschenhals bei der Versorgung mit KI-Prozessoren. Zuvor hatten Entwicklungsfehler und hohe Ausschussquoten die Massenproduktion von “Blackwell” verzögert.
Im abgelaufenen Vierteljahr stiegen die Erlöse dennoch im Jahresvergleich um 78 Prozent auf 39,3 Milliarden Dollar. Das Geschäft mit Halbleitern für Rechenzentren habe sich auf 35,6 Milliarden Dollar nahezu verdoppelt.
WEITER KRÄFTIGER AUSBAU DER KI-INFRASTRUKTUR ERWARTET
Trotz der Aussicht auf geringere Margen nahmen Anleger die Zahlen mit Erleichterung auf und verhalfen der Nvidia-Aktie im nachbörslichen Geschäft der Wall Street zu einem Kursplus von zwei Prozent. Der Siegeszug von “DeepSeek” hatte Zweifel an den Wachstumsaussichten des Weltmarktführers für KI-Prozessoren geschürt. Da sich die chinesische KI bei vergleichbarer Leistungsfähigkeit mit weniger Rechenpower als die westliche Konkurrenz begnügt, befürchteten Investoren, dass der bislang geplante Bau neuer KI-Rechenzentren nicht in diesem Umfang notwendig sei, sagte Ivana Delevska, Chef-Anlegerin des Vermögensverwalters Spear Invest.
Nach Einschätzung des Siemens-Rivalen Schneider Electric, der unter anderem Energiemanagement-Systeme für Server liefert, wird der Aufstieg von DeepSeek die Server-Nachfrage nicht schmälern. Vielmehr hätten Zulieferer wie sein Unternehmen Schwierigkeiten, den Bedarf zu befriedigen, hatte Schneider-Chef Olivier Blum vergangene Woche in einem Interview der “Financial Times” gesagt.
Auch der deutsche Konzern Infineon rechnet weiterhin mit einem anhaltend starken Wachstum bei Leistungshalbleitern für KI-Rechner. Der Umsatz mit diesen Produkten werde sich im laufenden Jahr voraussichtlich auf 600 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Große US-Technologiekonzerne wie Meta, Microsoft, Google und Amazon wollen im laufenden Jahr jeweils zweistellige Milliardenbeträge in neue Rechenzentren stecken.
(Bericht von Hakan Ersen, Max A. Cherney und Stephen Nellis; unter Mitarbeit von Arsheeya Bajwa.; Redigiert von Birgit Mittwollen; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)