– von Christian Krämer
Berlin (Reuters) – Bundesbank-Präsident Joachim Nagel macht deutliche Fortschritte im Kampf gegen die lange zu hohe Inflation aus.
“Es sieht so aus, als ob die Inflationsrate im Euro-Raum im Laufe des Jahres etwa zwei Prozent erreichen könnte”, sagte Nagel am Mittwoch am Rande des G20-Treffens in Kapstadt in einem Telefon-Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Auch die Kerninflation, die schwankungsanfällige Produkte wie Nahrungsmittel und Energie ausklammert, dürfte weiter zurückgehen. “Das ist wichtig, um Preisstabilität nachhaltig zu sichern.” In Deutschland dürften die zwei Prozent 2026 erreicht werden. Dieser Wert gilt als optimal für die Wirtschaft, wurde in den vergangenen Jahren aber zum Teil sehr deutlich überschritten.
Die Europäische Zentralbank tagt am 6. März das nächste Mal zum Zinskurs. Sie hatte mit höheren Sätzen die Inflation bekämpft. Seit Mitte 2024 ist die EZB aber umgeschwenkt, seitdem sinken die Leitzinsen. Nagel wollte sich noch nicht festlegen, was die EZB im März machen sollte. “Ich werde mir die neuen Daten anschauen und dann entscheiden.” Aktuell liegt der Schlüsselzins bei 2,75 Prozent.
Die drohenden US-Sonderzölle gegen Europa spielen für die EZB vorerst keine Rolle. “Wir können bei unseren Zinsentscheidungen nicht alle möglichen künftigen Entwicklungen in der Handelspolitik antizipieren”, so Nagel. “Zinspolitik auf der Basis von Konjunktiven wäre ein Fehler.” Sobald sie in Kraft gesetzt seien, ändere sich das Bild dann aber.
Trump hat bereits Sonderzölle gegen China verhängt und auch die EU sowie die US-Nachbarn Mexiko und Kanada im Visier. Ab April könnte es höhere Zölle auf deutsche Autoexporte geben. “Neue Zölle führen am Ende nur dazu, dass alle verlieren”, warnte der Bundesbank-Chef. “Derjenige, der neue Zölle erhebt, wird sogar oft stärker getroffen.” Die EU-Kommission, die in Europa für die Handelspolitik zuständig ist, werde mit der US-Regierung auf Augenhöhe verhandeln. Europa sei wettbewerbsfähig.
(Redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)