(Reuters) – Russland hat nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes FSB ein ukrainisches Attentat auf einen ranghohen Priester der Russisch-Orthodoxen Kirche vereitelt, der auch als “Putins Beichtvater” bekannt ist.
Ziel des geplanten Anschlags war demnach der Priester Tichon Schewkunow, der als langjähriger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin gilt. Zwei Kirchenvertreter seien als mutmaßliche Attentäter festgenommen worden, teilte der FSB am Freitag mit. Sie seien vom ukrainischen Militärgeheimdienst beauftragt worden, Schewkunow mit einer Bombe zu töten und hätten gestanden. Ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes wies die Anschuldigungen als “Lügen” und “absurd” zurück.
Der 66-jährige Schewkunow ist seit den späten 1990er Jahren öffentlich mit Putin bekannt und wird in russischen Medien seit Jahren als “Putins Beichtvater” bezeichnet – eine Beschreibung, die er weder bestätigt noch dementiert hat. Vonseiten des Kreml hieß es dazu lediglich stets, dass beide sich gut kennen. Schewkunow wurde 2023 zum Metropoliten der Krim ernannt und ist damit führender Amtsträger der Russisch-Orthodoxen Kirche auf der Halbinsel, die Russland 2014 von der Ukraine annektierte.
Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow sagte, die vereitelten Anschlagspläne zeigten, dass das Kiewer Regime vor nichts zurückschrecke. Der FSB erklärte, bei den beiden festgenommenen Tatverdächtigen handele es sich um einen russischen Geistlichen einer Moskauer Kirche und einen gebürtigen Ukrainer, der als Assistent für Schewkunow gearbeitet habe. Beide seien Mitte 2924 über den Kurznachrichtendienst Telegram für den geplanten Anschlag rekrutiert worden. Bei der Festnahme seien zwei gefälschte ukrainische Pässe und ein Sprengsatz sichergestellt worden. Der gebürtige Ukrainer habe ausgesagt, er habe Schewkunow beobachten sollen. Er sei mit der Tötung von Verwandten bedroht worden, falls er nicht kooperiere. Ihm sei aufgetragen worden, einen Komplizen zu finden. Es sei geplant gewesen, eine Bombe in einem Wohngebäude eines Moskauer Klosters zu platzieren, das Schewkunow bis 2018 geleitet habe. Der tatverdächtige Russe habe ausgesagt, dass ihnen ein Sprengsatz für den Anschlag übergeben worden sei. Die Behörden veröffentlichten Videos, in denen beide Männer gestanden. Dabei sprachen sie zögerlich, und es war unklar, unter welchen Umständen die Geständnisse zustande kamen.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Jahr 2022 hat sich die Ukraine zu mehreren Attentaten in Russland bekannt. Dazu zählen die tödlichen Anschläge auf den prorussischen ukrainischen Blogger Wladlen Tatarski im April 2023 und den Chef der russischen Schutztruppen für nukleare, biologische und chemische Waffen, Igor Kirillow, im Dezember 2024. Russland beschuldigt die Ukraine etwa auch, hinter dem Autobombenanschlag zu stecken, bei dem 2022 die bekannte Kriegsbefürworterin Darja Dugina getötet wurde, die Tochter des russischen Ideologen Alexander Dugin.
(Bericht von Reuters, geschrieben von Christian Götz, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)