Drohende Einkesselung ukrainischer Truppen setzt Selenskyj unter Druck

Moskau (Reuters) – Eine drohende Einkesselung tausender ukrainischer Soldaten in der russischen Region Kursk erhöht den Druck auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Streit mit den USA über ein schnelles Kriegsende.

Pro-russische Militär-Blogger schrieben am Montag, russische Soldaten würden im Rahmen einer großen Umzingelungsaktion weiter vorrücken. Ziel sei, tausende ukrainische Soldaten zur Flucht oder Kapitulation zu zwingen. Unterdessen bereiteten sich Vertreter der Ukraine auf Gespräche mit hochrangigen US-Diplomaten in Saudi-Arabien am Dienstag vor. US-Präsident Donald Trump dringt auf ein schnelles Ende des Krieges, die Ukraine fordert aber mit Verweis auf viele gebrochene Abkommen durch Russland Sicherheitsgarantien.

Der Kriegsblogger Two Majors schrieb am Montag, russische Soldaten rückten aus mindestens sieben Richtungen auf den sogenannten “Kessel” in Kursk vor. Der Blogger Juri Podoljaka schrieb, er habe Schwierigkeiten, mit den Ereignissen Schritt zu halten, da der russische Vormarsch so schnell verlaufe und die ukrainischen Einheiten in mehreren Taschen in Kursk gefangen seien.

Russische Streitkräfte hatten am Sonntag drei weitere Siedlungen in Kursk zurückerobert, nachdem sich Spezialeinheiten in einem Überraschungsangriff kilometerweit durch eine Gaspipeline in der Nähe der Stadt Sudscha geschlichen hatten. “Die Front ist durchbrochen”, sagte der Blogger Rybar, der dem Verteidigungsministerium in Moskau nahe steht. “In den letzten vier Tagen haben die russischen Truppen in der Region Kursk so viel Territorium geräumt, wie sie es manchmal nicht einmal in ein paar Monaten schaffen würden.”

UKRAINISCHE NACHSCHUBLINIEN IN GEFAHR

Ukrainische Truppen hatten im August 1300 Quadratkilometer der russischen Region Kursk eingenommen, um ein Druckmittel für künftige Verhandlungen zu haben und Russland zu zwingen, seine Truppen aus der Ostukraine abzuziehen. Mitte Februar hatte Russland jedoch mindestens 800 Quadratkilometer zurückerobert und zuletzt eine groß angelegte Fallschirmjägeroffensive aus mehreren Richtungen gestartet. Diese droht, die Nachschublinien und potenziellen Rückzugswege der Ukraine abzuschneiden.

Der Ukraine macht auch die schwindende US-Unterstützung zu schaffen, nachdem Trump Selenskyj einen “Diktator” genannt hat und an Russland herangerückt ist. Trump hatte zuletzt einen Teil des Zugangs zu Satellitenbildern für die Ukraine gesperrt und den Austausch von Geheimdienstinformationen auf Eis gelegt. Auch gab es Streit über den Satelliten-Dienst Starlink des Trump-Beraters Elon Musk, der für das ukrainische Militär sehr wichtig ist. Trump will, dass Selenskyj einem schnellen Kriegsende zustimmt. Dieser fordert aber Sicherheitsgarantien und verweist auf wiederholt gebrochene Zusagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Deshalb war es Ende Februar zu einem beispiellosen Eklat zwischen Selenskyj und Trump vor laufenden Kameras im Weißen Haus gekommen.

“KEINE FRIEDENSGESPRÄCHE DIESE WOCHE”

Am Sonntag erklärte Trump, die USA seien kurz davor, die Ukraine wieder mit Geheimdienstinformationen und Aufklärungserkenntnissen über Maßnahmen des russischen Militärs zu versorgen. Mit Blick auf die Verhandlungen mit ukrainischen Gesandten Anfang dieser Woche in Saudi-Arabien über Bedingungen für ein Ende der Kämpfe sagte er: “Ich glaube, dass wir diese Woche große Fortschritte machen werden.” Ein Vertreter der US-Regierung sagte, man wolle in Saudi-Arabien feststellen, zu welchen Zugeständnissen die Ukraine bereit sei.

Wie es mit dem Thema weitergeht, ist offen. Die Agentur Tass zitierte eine Sprecherin des russischen Außenministeriums am Montag mit den Worten, diese Woche werde es keine Gespräche zwischen Russland und den USA über Wege zur Beendigung des Krieges geben. Dagegen hatte der US-Sender CNN am Sonntag berichtet, US-Vertreter würden bei Gesprächen in Saudi-Arabien in dieser Woche auch mit russischen Unterhändlern reden.

Der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow zeigte sich zudem zurückhaltend mit Blick auf eine Normalisierung der Beziehungen zu den USA: “Wir stehen am Anfang des Weges zur Wiederherstellung unserer bilateralen Beziehungen”, sagte Peskow in Moskau. “Der vor uns liegende Weg ist lang und schwierig, aber zumindest haben die beiden Präsidenten ihren politischen Willen in diese Richtung bekundet.”

(Bericht von Guy Falconbridge und Lidia Lelly; Geschrieben von Ralf Bode; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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