Berlin (Reuters) – Das DIW-Institut rechnet beim Umsetzen der Finanzpläne von Union und SPD im nächsten Jahr mit massiven Impulsen für die deutsche Konjunktur.
In ihrem Basisszenario – also ohne die angepeilten Mehrausgaben bei Infrastruktur und Verteidigung – erwartet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) 2026 einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,1 Prozent.
Aber allein das Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen könne die Wirtschaftskraft “in den nächsten zehn Jahren um durchschnittlich mehr als zwei Prozent pro Jahr anheben”, teilte das Berliner Institut am Freitag zu seiner Konjunkturprognose mit. “Daraus ergäbe sich im kommenden Jahr eine um einen Prozentpunkt höhere Wachstumsrate als im Fall ohne Sondervermögen.” Damit wäre ein BIP-Plus von rund 2,1 Prozent möglich, sagte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik.
Das laufende Jahr wäre allerdings noch nicht betroffen. Denn die Investitionsprojekte benötigten eine Anlaufzeit und ein positiver Effekt auf das Wachstum werde daher frühestens 2026 erwartet, erklärte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). “Die Stärkung öffentlicher Investitionen und eine Reduzierung wirtschaftlicher Unsicherheiten sollten für die neue Bundesregierung oberste Priorität haben”, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. “Zwar sind Sondervermögen nicht die ideale Lösung, sie könnten jedoch einen pragmatischen Ansatz bieten, um Deutschlands Investitionsschwäche zu kompensieren und die deutsche Wirtschaft aus der Krise zu holen.”
WIRTSCHAFT KOMMT VORERST NOCH NICHT VOM FLECK
Das DIW senkte seine Prognosen für 2025 und 2026 jeweils. Für dieses Jahr traut das Berliner Institut der deutschen Wirtschaft nur noch eine Stagnation zu. Im Dezember hatte es noch ein leichtes Wachstum von 0,2 Prozent veranschlagt und für nächstes Jahr ein Plus beim BIP von 1,2 Prozent. Ein wesentlicher Grund für mehr Skepsis sei der private Konsum, der sich trotz steigender Reallöhne schwächer als erwartet entwickele, erklärte das DIW. Angesichts der angespannten weltpolitischen Lage und Sorgen um den Arbeitsplatz hielten sich viele Menschen mit größeren Anschaffungen zurück. “Der Verlust der USA als verlässlichen politischen Partner stellt die künftige Bundesregierung vor große Herausforderungen und verschärft insbesondere für die exportorientierten Unternehmen die ohnehin schwierige Lage”, sagte Dany-Knedlik.
Auch andere führende Forschungsinstitute sagen Deutschland 2025 allenfalls eine Stagnation und mitunter sogar das dritte Rezessionsjahr in Folge voraus. Die Ökonomen vom Essener RWI erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach 2023 und 2024 auch in diesem Jahr schrumpft – und zwar um 0,1 Prozent. Wenn es so kommt, wäre es die längste konjunkturelle Durststrecke seit Gründung der Bundesrepublik. Die Fachleute vom Kieler IfW rechnen wie das DIW für 2025 mit einer Stagnation und die IWH-Forscher aus Halle mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Reinhard Becker. – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)