Frankfurt (Reuters) – Der Flughafenbetreiber Fraport geht in den nächsten Jahren weiter von einem geringen Wachstumstempo der Passagierzahlen am Airport Frankfurt aus.
In diesem und im kommenden Jahr werde der Spitzenwert von 2019 mit gut 70 Millionen Fluggästen sicher noch nicht erreicht, erklärte Fraport-Chef Stefan Schulte am Dienstag. Früher hatte Fraport erwartet, in diesem Jahr an die Vor-Corona-Zeit anknüpfen zu können. 2025 kalkuliert Fraport jedoch erneut mit vier Prozent plus maximal auf 64 Millionen Fluggäste. “Wir gehen in die Verlängerung”, sagte Schulte. Ob die Erholung in Fahrt kommt, hänge auch von Entscheidungen der künftigen Bundesregierung ab.
Die Luftverkehrsbranche beklagt schon lange die hohen staatlichen Standortkosten, die Airlines von einem kräftigen Ausbau ihres Angebots in Deutschland abhalten. Das gilt auch für den größten deutschen Flughafen. Fast überall sonst in Europa ist längst das Vorkrisenniveau überschritten, Deutschland lag 2024 mit den Passagierzahlen noch 17 Prozent unter 2019. Der Fraport-Chef fordert zum Beispiel, die Luftverkehrssteuer nach dem Vorbild Schwedens komplett abzuschaffen. Frankfurt sei immer noch der Flughafen mit den meisten internationalen Verbindungen Europas. “Aber wir verlieren relativ an Stärke, das ist schlecht für die exportorientierte Wirtschaft.”
So langsam wie die Passagierzahl soll auch der operative Gewinn von Fraport im laufenden Jahr wachsen. Finanzchef Matthias Zieschang stellte einen Anstieg im mittleren einstelligen Bereich in Aussicht nach 1,3 Milliarden Euro Rekordgewinn 2024. Der zurückhaltende Ausblick versetzte die Aktie des MDax-Konzerns in den Sinkflug.
TROTZ GEGENWIND SOLIDE
Im vergangenen Jahr erzielte Fraport bei knapp vier Prozent Wachstum der Passagierzahl am Frankfurter Airport einen Rekordgewinn. Das Betriebsergebnis vor Steuern und Abschreibungen legte um acht Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zu. Das Konzernergebnis stieg, auch dank 40 Millionen Einnahmen aus dem Verkauf der Beteiligung am Flughafen St. Petersburg, noch stärker um 16,6 Prozent auf 502 Millionen Euro. “Trotz Gegenwind haben wir eine solide Geschäftsentwicklung erzielt”, sagte Schulte. Neben hohen Standortkosten bremste auch das zähe Wachstum beim Hauptkunden Lufthansa in Frankfurt. Der Umsatz legte fast um elf Prozent auf 4,43 Milliarden Euro zu.
Die internationalen Flughäfen, die Fraport betreibt, zählten 2024 in Summe 1,3 Prozent mehr Reisende als 2019. Stark legten zum Beispiel die Flughäfen in Lima und Antalya zu. Die Airports der peruanischen Hauptstadt und der beliebten türkischen Ferienregion können in diesem Jahr von Erweiterungen profitieren. Das dritte Terminal in Frankfurt geht in gut einem Jahr in Betrieb.
Aufgrund der Investitionen in die Flughäfen kam der Abbau der mit der Corona-Pandemie gestiegenen Schulden bisher nicht voran. Mit bis zu 8,5 Milliarden Euro bleiben sie auch 2025 auf hohem Niveau. Deshalb wird Fraport für das vergangene Geschäftsjahr abermals keine Dividende zahlen. Ab 2026 soll der Schuldenberg abgeschmolzen werden – dann könnten auch die Aktionäre wieder von Rekordergebnissen profitieren.
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)