Frankfurt (Reuters) – Bei der geplanten Aufrüstung sollte der Bund nach Einschätzung des Hensoldt-Chefs Oliver Dörre sowohl auf klassisches Kampfgerät als auch auf Hochtechnologie setzen.
Die Armee brauche sowohl Panzer als auch Drohnen – “am besten vernetzt”, sagte der Vorstandschef des Anbieters von militärischen Radar- und Aufklärungssystemen bei einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten am Dienstagabend. “Wir brauchen Masse und Klasse.” Er reagierte damit auf ein Interview des Ökonomen Moritz Schularick, in dem dieser mit Blick auf den Kriegsverlauf in der Ukraine gefordert hatte, verstärkt auf vernetzte, von Künstlicher Intelligenz (KI) gesteuerte Drohnen statt auf Panzer zu setzen.
Die wenige Stunden zuvor im Bundestag beschlossene Lockerung der Schuldenbremse unter anderem zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben wertete Dörre positiv. Allerdings müsse die “Zeitenwende 2” von Reformen flankiert werden. Hierzu gehörten die Modernisierung des Beschaffungswesens und Bürokratie-Abbau in Deutschland. Auf internationaler Ebene wünsche er sich eine bessere Koordination. Bislang hätten Kunden oft Sonderwünsche, die von der Farbauswahl bis zum Einbauort in den verschiedenen Kampfsystemen reichten.
Dörre sieht aber auch die Rüstungsindustrie in der Pflicht. Bislang werde eher gegeneinander gearbeitet. Dies müsse sich zu einem Miteinander entwickeln, um die Ziele zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit zu erreichen. “Wir müssen als Industrie unsere Eigeninteressen zurückstellen.” Auch könne man sich Entwicklungszyklen von zehn Jahren oder mehr für ein neues Kampfsystem nicht mehr leisten. Die Software für einzelne Produkte werde in Zukunft voraussichtlich mehrmals jährlich per Funk aktualisiert.
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)