Zürich (Reuters) – Der Pharma- und Diagnostikkonzern Roche kassiert wegen der von US-Präsident Donald Trump erlassenen Bestimmungen seine seit langem geltenden Ziele beim Thema Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion.
“Seit der Veröffentlichung dieser Exekutivverordnungen haben wir unsere Richtlinien und Praktiken eingehend überprüft, um sicherzustellen, dass wir die neuen US-Anforderungen weiterhin erfüllen und den Patienten weiterhin Medikamente und diagnostische Lösungen anbieten können”, wie es in einer internen Mitteilung des Schweizer Konzerns an seine Mitarbeitenden heißt, die Reuters am Mittwoch einsehen konnte.
Die Änderungen beträfen dabei nicht nur die US-Tochter Genentech, sondern würden weltweit Auswirkungen auf das Verhalten von Roche haben. “Viele von Ihnen fragen sich vielleicht, warum Änderungen der US-Gesetze Anpassungen auf globaler Ebene und nicht nur innerhalb unserer US-Einheiten erfordern”, hieß es in dem Memo. “Das liegt daran, dass unsere globalen Programme und Ziele Auswirkungen auf unsere US-Organisationen haben können, wenn wir die neuen Gesetze nicht einhalten.”
Der Arzneimittelhersteller aus Basel reiht sich damit ein in die wachsende Zahl von Unternehmen – nicht nur in den USA -, die unter dem Druck der Trump-Administration bei ihren Zielen betreffend Vielfalt und Integration zurückrudern. So hat etwa die Schweizer Großbank UBS bei ihren Diversitätszielen Abstriche gemacht: In dem jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht 2024 fehlt der im Vorjahr noch aufgelistete Katalog von Zielen für die Vertretung von Minderheiten in Führungspositionen des Unternehmens.
“Seit mehr als 125 Jahren arbeiten wir weltweit unter Einhaltung der lokal gültigen Gesetze und Vorschriften und werden dies auch weiterhin tun”, erklärte Roche dazu. “Vor dem Hintergrund der neuen US-amerikanischen Exekutivverordnungen zu Diversity, Equity, and Inclusion (DE&I) haben wir unsere Arbeitsweisen und Programme sowohl auf globaler als auch auf US-amerikanischer Ebene überprüft und angepasst, um die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten.” Der Konzern setze sich weiterhin für ein inklusives Arbeitsumfeld ein, in dem die Vielfalt von Perspektiven und Erfahrungen gefördert werde und sich alle zugehörig fühlen können.
Laut dem Roche-Memo werden sich die Chief Diversity Offices (CDOs) in den USA und am Firmensitz in Basel auf Inklusion und Zugehörigkeit konzentrieren und die Zuständigkeiten entsprechend neu aufteilen. Das personalbezogene Zehn-Jahres-Ziel würde in “Förderung eines integrativen Umfelds, das Menschen zu Höchstleistungen anspornt” geändert. Bislang hatte der Konzern unter anderem angestrebt, “eine Belegschaft (zu) etablieren, die die Vielfalt der Weltbevölkerung widerspiegelt, und eine Arbeitsumgebung schaffen, in der sich alle entfalten können.”
Die USA sind der weltweit bedeutendste Gesundheitsmarkt. Roche erzielte dort im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte der 46,2 Milliarden Franken Umsatz im dominierenden Pharmageschäft. Der Konzern beschäftigt in Nordamerika rund ein Viertel seiner weltweit 101.000 Mitarbeitenden, einen großen Teil davon bei der US-Tochter Genentech in San Francisco.
(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)