Siemens rüttelt trotz “Schockstarre” nicht an Prognosen

München (Reuters) – Der wirtschaftliche Kurs der US-Regierung sorgt bei vielen Siemens-Kunden weltweit für Verunsicherung.

“Wo auch immer Unsicherheit auf der politischen Seite besteht, übersetzt sich das in eine Art Schockstarre bei Entscheidungsträgern”, sagte Finanzvorstand Ralf Thomas auf einer Investorenkonferenz der Bank of America am Mittwoch. “Wir sehen das momentan auf breiter Front, nicht nur auf die USA beschränkt. Das wird die Entscheidungsprozesse in nächster Zeit nicht beschleunigen.” Es gehe um Zölle, aber auch um die Frage, wie wichtig ESG-Themen wie Nachhaltigkeit künftig noch wahrgenommen würden. Er gehe aber davon aus, dass das nicht lange anhalten werde. Siemens erwirtschaftet ein Viertel seines Umsatzes in den USA.

Der Münchner Technologiekonzern halte jedenfalls an seinen Erwartungen für das Geschäft fest: “Das hat keinen Einfluss auf unsere Prognosen für das zweite Quartal und das Gesamtjahr”, sagte Thomas. “Wir werden im zweiten Quartal eher ein bisschen darüber liegen.” Für das Geschäftsjahr 2024/25 (Ende September) hat sich Siemens ein Umsatzwachstum von drei bis sieben Prozent vorgenommen. Der Trend zur Automatisierung und zur Digitalisierung bleibe intakt. Zudem sitze Siemens auf einem Berg von Aufträgen über 118 Milliarden Euro. Die Gebäude- und Infrastruktur-Technik-Sparte Smart Infrastructure werde operativ sogar in der oberen Hälfte ihres Margenziels von 17 bis 18 Prozent landen.

In China, wo die Konjunktur lange gelahmt hatte, sieht Thomas eine “Normalisierung” des Geschäfts. In der Autoindustrie etwa laufe es dort deutlich besser als in Europa. Die sich anbahnende schwarz-rote Bundesregierung macht Thomas Hoffnung. “Die neue Regierung bringt jetzt Schwung in die Wirtschaft. Deutschland muss wieder seine Schönheit entfalten.” Es werde aber einige Zeit dauern, bis sich die Konjunkturprogramme in konkretem Geschäft niederschlügen.

(Bericht von Alexander Hübner und John Revill; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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