Frankfurt (Reuters) – Gewinnmitnahmen haben dem Dax am Freitag zu schaffen gemacht.
Der deutsche Leitindex rutschte am Hexensabbat – dem großen Verfallstag an den Börsen – zeitweise um 1,1 Prozent auf 22.736 Zähler ab. Seit Dienstag hat er damit 2,7 Prozent an Wert eingebüßt. “Dass der Aktienmarkt mal fällt, ist gut und gesund”, meint Jochen Stanzl von CMC Markets. Der Dax befinde sich nun im Konsolidierungsmodus. Seit Jahresbeginn hat er bereits mehr als 15 Prozent zugelegt.
Die Hoffnung auf weiter sinkende Zinsen und auf eine Wiederankurbelung der europäischen Wirtschaft durch das milliardenschwere Finanzpaket von Union und SPD hatten dem Dax in den vergangenen Wochen immer wieder neue Allzeithochs beschert. Am Freitag machte nach dem Bundestag auch der Bundesrat den Weg zur Lockerung der Schuldenbremse zugunsten höherer Verteidigungsausgaben und zur Einrichtung eines Sondervermögens Infrastruktur frei. Dennoch würden die hohen Kurse zunehmend kritischer hinterfragt, sagte Thomas Altmann von QC Partners.
Vor allem die Angst vor den konjunkturellen Folgen der von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelsstreitigkeiten sorgt bei vielen Anlegern für Bauchschmerzen. Die Europäische Union ist derzeit in Gesprächen mit der US-Regierung, um eine Lösung im Streit um die von Trump geforderten zusätzlichen Zöllen auf EU-Importe zu finden. Diese würden auch deutsche Autohersteller betreffen.
KURSE SCHWANKEN ZUM HEXENSABBAT STARK
Bei den Einzelwerten richtete sich das Augenmerk vieler Anleger zum Wochenschluss auf den Hexensabbat, an dem Optionen und Futures auf Aktien und Indizes fällig werden. Profi-Anleger versuchen zu diesem Termin die Kurse in eine für sie günstige Richtung zu schieben, weil sie mit den Terminkontrakten auf bestimmte Kursstände zu vorher festgelegten Zeiten spekulieren. Das kann mitunter zu deutlichen Kursausschlägen führen. Zu den größten Dax-Verlierern zählten bis Mittag die Aktien von Zalando, Rheinmetall und Infineon, die zwischen 4,8 und 3,4 Prozent abgaben. Unter die Räder gerieten auch die DHL-Aktien, nachdem der US-Rivale FedEx seine Prognose für das Gesamtjahr gesenkt hatte. Die Titel notierten zwei Prozent schwächer, die FedEx-Papiere rutschten im vorbörslichen US-Handel um acht Prozent ab. Größter Dax-Gewinner waren die Titel der Deutschen Telekom mit einem Plus von 1,1 Prozent.
Bei den Aktien europäischer Airlines sorgte die Schließung des Londoner Flughafens Heathrow infolge eines Stromausfalls für Abverkäufe. Die Titel der British-Airways-Mutter IAG, Air France KLM, Easyjet, Lufthansa und Ryanair fielen zeitweise zwischen 4,3 und drei Prozent. Der europäische Reise- und Freizeitindex verlor bis zu 2,4 Prozent, der EuroStoxx50 0,9 Prozent. Ein Brand in einem nahe gelegenen Umspannwerk, das Heathrow mit Strom versorgt, legte den Flughafen lahm. Er sollte wegen des Stromausfalls den gesamten Freitag über gesperrt bleiben. London Heathrow ist einer der verkehrsreichsten Flughäfen Europas und der fünftgrößte der Welt. Experten rechneten mit Auswirkungen auf den weltweiten Flugverkehr.
FESTERER DOLLAR BELASTET KUPFER- UND GOLDPREIS
Im SDax verbuchten die Titel von Douglas einen rabenschwarzen Tag. Weil die Parfümeriekette ihre Prognose gekürzt hat, stürzten die Aktien um bis 23,50 Prozent auf ein Rekordtief von elf Euro.
Am Rohstoffmarkt machte der wieder etwas festere Dollar dem Kupfer- und dem Ölpreis zu schaffen. Das Industriemetall verbilligte sich um bis zu ein Prozent auf 9835 Dollar je Tonne. Gold war mit 3022 Dollar je Feinunze 0,7 Prozent billiger. Je teurer die Weltleitwährung, desto unattraktiver wird der zumeist in Dollar abgerechnete Kauf von Rohstoffen für Investoren. Der Dollar-Index lag mit 104,1470 Punkten auf einem frischen Zwei-Wochen-Hoch. Die US-Notenbank hatte am Mittwoch signalisiert, dass sie es mit einer Zinssenkung nicht eilig habe.
(Bericht von: Daniela Pegna. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)