Britische Wirtschaft vor mauen Wachstumsaussichten – Regierung plant Einschnitte

London (Reuters) – Der britische Regierung muss bei mauen Konjunkturaussichten voraussichtlich mehr Schulden aufnehmen als gedacht.

Dies geht aus den am Mittwoch veröffentlichten Prognosen der unabhängige Haushaltsbehörde OBR hervor: Laut dem Office for Budget Responsibility wird das Land bis zum Ende des Jahrzehnts voraussichtlich 47,6 Milliarden Pfund (56,9 Milliarden Euro) mehr Kredite aufnehmen müssen als noch vor fünf Monaten erwartet. Zugleich halbierte das OBR die Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 1,0 Prozent.

Labour-Finanzministerin Rachel Reeves verwies in ihrer Haushaltsrede vor dem Parlament auf den Krieg in der Ukraine und die auch von der US-Zollpolitik ausgehenden Risiken: “Die zunehmende globale Unsicherheit hat zwei Folgen. Erstens für unsere öffentlichen Finanzen. Und zweitens für die Wirtschaft.” Reeves strebt an, die laufenden öffentlichen Ausgaben bis 2030 mit den Steuereinnahmen ins Gleichgewicht zu bringen. Sie sagte, sie habe einen Haushaltspuffer von 9,9 Milliarden Pfund wieder aufgebaut, der durch schwächere Konjunkturprognosen und höhere Kreditkosten aufgezehrt worden sei: “Aufgrund der Schritte, die ich heute unternehme, kann ich bestätigen, dass ich unseren Spielraum vollständig wiederhergestellt habe.”

Die laufenden Ausgaben sollen nun real um 1,2 Prozent pro Jahr steigen und damit etwas langsamer als in früheren Planungen vorgesehen. Die Regierung hat Einsparungen bei den Sozialleistungen angekündigt, was für Ärger in den Reihen von Labour sorgte.

LEBENSSTANDARD DER BRITEN SOLL SCHNELLER STEIGEN

Zugleich gibt es laut Reeves gute Kunde für die von hoher Inflation geplagten Briten: “Ich freue mich, dass das OBR heute bestätigt hat, dass das real verfügbare Haushaltseinkommen in diesem Jahr fast doppelt so stark wachsen wird wie im Herbst erwartet.” Und der Lebensstandard werde in dieser Legislaturperiode doppelt so schnell steigen wie in der vorherigen.

Die Inflation auf der Insel ist im Februar etwas zurückgegangen. Die Verbraucherpreise stiegen um 2,8 Prozent zum Vorjahresmonat, nach 3,0 Prozent im Januar. Die Zentralbank peilt eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Sie stellt sich zugleich auf einen neuen Teuerungsschub ein, der die Inflationsrate im Sommer auf 3,75 Prozent katapultieren könnte. Preistreiber Nummer eins dürfte dabei teurere Energie sein.

(Bericht von Andy Bruce, David Milliken, bearbeitet von Reinhard Becker, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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