Britische Wirtschaft wächst langsamer – “Rezessionsrisiko steigt”

London (Reuters) – Das Wachstum der britische Wirtschaft hat sich in dem vom Kriegsausbruch in der Ukraine überschatteten ersten Quartal stärker als erwartet verlangsamt.

Das Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März um 0,8 Prozent zum Vorquartal zu, wie die Statistikbehörde am Donnerstag in London mitteilte. Ende 2021 hatte es noch zu einem Plus von 1,3 Prozent gereicht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten einen kräftigeren Anstieg von 1,0 Prozent vorhergesagt. “Unser Aufschwung wird durch die barbarische Invasion (des russischen Präsidenten Wladimir) Putin in der Ukraine und andere globale Herausforderungen gestört”, sagte Finanzminister Rishi Sunak. Allerdings wuchs die britische Wirtschaft immer noch viermal so schnell wie die deutsche, die zum Jahresauftakt nur ein Plus von 0,2 Prozent schaffte. Sie übertrifft inzwischen das vor der Corona-Pandemie erreichte Niveau.

Experten rechnen allerdings damit, dass die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt angesichts der starken Inflation spürbar ein Dynamik verlieren wird, nagt sie doch an der Kaufkraft der Verbraucher. “Die Konjunktur hat weniger Schwung als wir dachten – und das schon, bevor die Krise bei den Lebenshaltungskosten voll zu spüren war”, sagte der Ökonom Paul Dales von Capital Economics. “Das Risiko einer Rezession ist gestiegen.”

ZWEISTELLIGE INFLATIONSRATE?

Die Bank of England hatte im Dezember wegen der steigenden Preise und mit der guten Konjunktur im Rücken als erste der großen Zentralbanken seit Beginn der Corona-Pandemie ihre Zinsen erhöht. Weitere Straffungen folgten. Mit der aggressiven geldpolitischen Linie wollen die Währungshüter die hohe Inflation eindämmen, die im Vereinigte Königreich zuletzt auf einem 30-Jahreshoch von 7,0 Prozent lag und am Jahresende sogar die Zehn-Prozent-Marke knacken könnte. Die Notenbank strebt eigentlich nur zwei Prozent Inflation als Optimalniveau für die Wirtschaft an, verfehlt diesen Wert allerdings nun schon seit längerem. Höhere Zinsen machen Kredite für Investitionen und Konsum teurer, was Nachfrage und Preisauftrieb abschwächen kann.

Die Bank of England rechnet ungeachtet der wirtschaftlichen Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 3,75 Prozent. Für 2023 senkte sie jedoch ihre Vorhersage deutlich: Sie erwartet nun sogar einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,25 Prozent statt wie in einer früheren Schätzung ein Wachstum von 1,25 Prozent.

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