Bahn macht Trendwende beim Schienenetz nach Rekord-Investitionen aus

Berlin (Reuters) – Die Deutsche Bahn macht eine Trendwende beim Zustand von Schienennetz und Bahnhöfen aus.

Erstmals seit Jahren habe sich nach den Milliarden-Investitionen der vergangenen Jahre die Qualität von Gleisen, Bahnhöfen und anderen Anlagen nicht weiter verschlechtert, stellte die Bahn-Netz-Tochter InfraGo am Dienstag bei der Vorlage des Zustandsbericht fest. Die nach der Schulnotenlogik festgestellte Bewertung für das Schienennetz habe sich für 2024 auf 3,00 von 3,03 im Vorjahr leicht verbessert. Bei den Bahnhöfen verbesserte sich die Note auf 3,03 von 3,09. InfraGo-Chef Philipp Nagl sagte, 2025 sollten die Noten weiter verbessert werden. Grobes Ziel sei eine Bewertung von um die 2,5. Nachbarländer wie Österreich und die Schweiz lägen noch besser.

Die rund 33.000 Kilometer Gleise sowie die Stellwerke und Bahnhöfe gelten als größtes Problem des Staatskonzerns. Nicht einmal zwei von drei Fernzügen kamen 2024 pünktlich an. Dabei hat die Bahn mit massiver Unterstützung des Bundes die Investitionen auf rund 20 Milliarden Euro zuletzt hochgefahren. Soviel wird voraussichtlich auch 2025 ausgegeben.

InfraGo-Chef Nagl zeigte sich zufrieden: Das gab es seit sehr vielen Jahren nicht: Wir haben die Verschlechterung des Zustandes unserer Infrastruktur gestoppt.” Aus dem Zustandsbericht lasse sich ablesen, dass das Rekordbauvolumen des letzten Jahres mit 19,6 Milliarden Euro gut angelegt sei. “Jetzt kommt es darauf an, diese Mittel langfristig zu verstetigen – dann kann eine echte Trendwende gelingen.”

Die Bahn will in den nächsten Jahren mit Vollsperrungen die wichtigsten Trassen von Grund auf sanieren. Vorreiter war 2024 die zentrale Verbindung Frankfurt-Mannheim. Die Note für diese Strecke habe sich so auf 2,19 von 3,70 verbessert.

Als großes Problem werden weiterhin die veralteten Stellwerke gesehen: Sie werden mit 4,12 bewertet, jedes zweite sei erneuerungsbedürftig. Der Zustand der Brücken blieb mit 2,78 unverändert. Stellwerke und Brücken haben die höchsten Erneuerungskosten aufgrund des Wiederbeschaffungswertes.

Mit Blick auf alle Anlagen des Schienennetzes, die mit 4 oder schlechter bewertet wurden, beläuft sich der Wiederbeschaffungswert auf fast 110 Milliarden Euro.

Die “Güterbahnen”, ein Zusammenschluss von Bahn-Konkurrenten, bewertete den Bericht kritisch. Es sei trotz der Milliarden-Aufwendungen nur der weitere Verfall des Netzes aufgehalten worden. Zudem: “Das Tempo reicht noch nicht: Mehr Budget, aber auch eine viel bessere Koordination der vielen Baustellen ist erforderlich”, sagte Geschäftsführer Peter Westenberger. “Zweitens: Die Einkaufspreise der DB und ihr eigener Aufwand steigen viel zu schnell.” Trotz Beruhigung des Auftriebs bei Bauleistungen insgesamt werde bei den Bauprojekten der Schiene alles teurer.

(Bericht von: Markus Wacket; redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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