München (Reuters) – Die Münchener Rück nimmt in der nächsten Phase ihrer Strategie weitere Übernahmen ins Visier.
“Natürlich wollen wir weiter organisch wachsen, und das werden wir. Wir müssen aber darauf vorbereitet sein, dass sich das organische Wachstum etwas abschwächt”, sagte Vorstandschef Joachim Wenning in seiner am Mittwoch vorab veröffentlichten Rede zur Hauptversammlung am 30. April. “Anorganisches Wachstum bleibt eine Option.” Wenning verwies auf die im März angekündigte 2,6 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Digitalversicherers Next Insurance, mit der die Münchener-Rück-Tochter Ergo den amerikanischen Markt erschließen will. Damit habe man “bereits einen neuen Pflock eingeschlagen”. Für weitere Zukäufe sei die Münchener Rück offen, vor allem in der neuen Spezialversicherungs-Sparte GSI, sagte Wenning.
Die Münchener Rück will Ende des Jahres ihre Pläne für die Jahre bis 2030 veröffentlichen. In den vergangenen fünf Jahren hat sie ihren Gewinn auf zuletzt 5,7 Milliarden Euro in etwa verdoppelt. Wenning bekräftigte in der Rede das Ziel, in diesem Jahr auf sechs Milliarden Euro zu kommen. Die Rückversicherer profitieren seit Jahren von einem “harten Markt” mit hohen Preisen. Auch in den Verhandlungsrunden mit den Erstversicherern zu Jahresbeginn habe die Münchener Rück “das attraktive Preisniveau der jüngeren Vergangenheit nahezu vollständig gehalten” und keine Abstriche bei den Konditionen machen müssen.
Doch der Aufwärtstrend bei den Preisen scheint gestoppt, wie Wenning einräumt: “Nicht leugnen will ich: Die Rückversicherer sind dieses Jahr insgesamt stärkerem Marktdruck ausgesetzt als in den Vorjahren. Sie sind aber immer noch weitgehend diszipliniert”, heißt es in seinem Redetext. Dazu trügen auch die wachsenden Naturkatastrophen-Schäden bei, wie die verheerenden Waldbrände in Kalifornien zu Jahresbeginn erneut gezeigt hätten. “Wir erleben seit geraumer Zeit schlicht kein einziges Jahr mehr, in dem wir weitgehend von Großschäden verschont bleiben. Das hat seinen Preis.”
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)