Adidas traut sich im Zollstreit keine höhere Prognose zu

München (Reuters) – Adidas schwimmt unter Vorstandschef Björn Gulden weiter auf der Erfolgswelle.

Umsatz und operativer Gewinn übertrafen von Januar bis März erneut die Erwartungen der Experten. “Ein tolles Quartal”, sagte Gulden am Mittwochabend. Doch der von der US-Regierung angezettelte Handelskrieg bremst die Euphorie der Nummer zwei auf dem weltweiten Sportartikel-Markt offenbar. Adidas verzichtete darauf, seine Prognosen für das laufende Jahr anzuheben, obwohl die Analystenerwartungen schon jetzt höher liegen. “In dem gegenwärtigen Aufruhr und angesichts der Unsicherheit über die Zölle hat das Management richtig entschieden”, schrieb Analyst Cedric Lescable von der Investmentbank Stifel. Die Adidas-Aktie setzte trotzdem ihren Erholungskurs fort und lag am Donnerstag mit 215,60 Euro 2,5 Prozent über dem Vortagesniveau.

Alle großen Sportartikelhersteller lassen ihre Waren fast ausschließlich in Asien produzieren – in Ländern, die massiv von den angedrohten Zöllen betroffen wären. Sportschuhe, Sneaker und T-Shirts dürften damit teurer werden, weil es kaum Alternativen für eine Verlagerung der Produktion gibt. “Unter diesen Umständen ist es sinnvoll, die Prognosen nicht zu erhöhen, bevor man mehr Klarheit hat”, schrieb Lescable. Adidas rechnet für das laufende Jahr mit einem operativen Gewinn von 1,7 bis 1,8 (2024: 1,34) Milliarden Euro. Analysten sind noch zuversichtlicher: Sie erwarteten schon vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen im Schnitt 2,07 Milliarden Euro.

Dabei lag das Betriebsergebnis im ersten Quartal mit 610 Millionen Euro nicht nur 82 Prozent über Vorjahr, sondern auch 64 Millionen Euro über dem Schnitt dertr Analystenprognosen. Der Umsatz stieg währungsbereinigt um 13 Prozent auf 6,15 Milliarden Euro. Ohne den Schlussverkauf von “Yeezy”-Produkten aus der abgebrochenen Partnerschaft mit dem US-Rapper Kanye West (“Ye”) im vergangenen Jahr hätte der Zuwachs sogar 17 Prozent betragen.

“Zweistelliges Wachstum in allen Märkten und allen Vertriebskanälen in dem aktuell volatilen Umfeld zeigt die Stärke unserer Marke und unterstreicht die hervorragende Arbeit, die unsere Beschäftigten leisten”, sagte Gulden. Die operative Umsatzrendite erreichte im ersten Quartal 9,9 Prozent (2024: 6,2 Prozent) – das ist fast das Maximum, das Gulden in der Branche zurzeit für machbar hält.

Adidas sticht dank des anhaltenden Erfolgs von Retro-Modellen wie “Samba”, “Gazelle” und “Handball Spezial” aus der Konkurrenz heraus. Der Fundus der Modelle aus den 1970er und 1980er Jahren, die man einer neuen Kundengeneration verkaufen kann, ist noch groß. Beim größeren Rivalen Nike ging der Umsatz dagegen zuletzt um neun Prozent zurück, nachdem er lange zu sehr auf den Online-Verkauf gesetzt hatte und nun das Ruder mühsam herumreißen will. Der Verfolger Puma musste die Erwartungen für 2025 schon nach wenigen Wochen zurückschrauben und steht vor einem Führungswechsel, weil die Werbekampagnen offenbar noch nicht verfangen, die die Nummer drei der Branche vom Billigimage wegbringen sollen.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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