Söder will Geld aus Infrastrukturtopf für Raumfahrt in Deutschland

Berlin (Reuters) – Deutschland soll dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder zufolge einer der führenden europäischen Akteure in der Raumfahrt werden.

Dazu müsse auch Geld aus dem neuen milliardenschweren Sondervermögen Infrastruktur eingesetzt werden, sagte der CSU-Chef am Sonntag in der ARD-Sendung “Bericht aus Berlin”. Man solle Geld nicht nur für Schiffswerften, sondern auch in “moderne Technologien der Zukunft” ausgeben. Zudem habe die schwarz-rote Koalition bereits Geld für die Aufstockung der deutschen Anteile an der Europäischen Raumfahrtagentur ESA reserviert. Damit solle der deutsche Einfluss auf gesamteuropäische Projekte in diesem strategisch wichtigen Bereich erhöht werden.

Söder sprach von einer nötigen Zusammenarbeit der Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bremen, in denen bereits Firmen in dem Bereich aktiv seien.

Wichtig sei auch die Ausbildung von Fachkräften in dem schnell wachsenden Wirtschaftsbereich. “Wir haben in München (zudem) jetzt die größte Fakultät für Luft- und Raumfahrt in Europa mit auf den Weg gebracht”, sagte Söder. Diese werde “überrannt” von Studenten aus Deutschland, Europa und der Welt.

Der CSU-Chef warf der Ampel-Regierung und besonders Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor, die Raum- und Luftfahrt-Branche zu wenig gefördert zu haben. Als Beispiel nannte er eine nicht erteilte Bundes-Bürgschaft über 50 Millionen Euro für ein Flugtaxi-Unternehmen in Bayern, dessen Knowhow dann nach China gegangen sei. Dabei sei die Raumfahrt “ein echtes ökonomisches Zukunftsthema” und nicht nur militärisch wichtig. Es gebe positive Effekte auch auf andere Technologiebereiche wie die künstliche Intelligenz oder Quantencomputing.

Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte sich im Oktober nicht auf eine Kreditbürgschaft über 50 Millionen Euro für den Flugtaxi-Entwickler Lilium einigen können. Von Seiten der Grünen hatte es geheißen, ein Engagement sei angesichts der schwierigen Haushaltslage des Bundes nicht verantwortbar. Das Flugtaxi sei zudem ein Luxus-Nischenprodukt, das mit hohen technischen Risiken behaftet sei. Im Februar hatte Lilium zum zweiten Mal Insolvenz angemeldet.

Die Zuständigkeit für Raumfahrt wird in der neuen Bundesregierung aus dem Wirtschafts- ins Forschungs- und Technologieministerium verlagert. Die CSU wird dort die Ministerin stellen. Im Gespräch ist die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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