Zürich (Reuters) – Nach einem kräftigen Ergebniszuwachs im ersten Quartal traut sich Der Schweizer Pharmakonzern Novartis im laufenden Jahr ein Umsatz- und Gewinnplus am oberen Ende der angestrebten Bandbreite zu.
Mögliche Importzölle auf pharmazeutische Produkte in den USA seien in der neuen Annahme bereits berücksichtigt. “Wir haben alle Auswirkungen der Zölle in dieser Prognose berücksichtigt”, sagte Konzernchef Vasant Narasimhan am Dienstag. “Generell glauben wir, dass wir die Zölle in diesem Jahr verkraften können, und dann müssen wir schrittweise für die Folgejahre vorgehen.” Der Arzneimittelhersteller aus Basel will wichtige Medikamente für die Vereinigten Staaten künftig dort herstellen.
Novartis will den Umsatz im laufenden Jahr unter Ausschluss von Wechselkurseinflüssen nun um einen hohen einstelligen Prozentbetrag steigern. Der bereinigte operative Gewinn soll stärker im niedrigen zweistelligen Prozentbereich wachsen. Das ist etwas optimistischer als die bisherige Vorgabe: Bislang wurde ein Anstieg der Verkaufserlöse um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentbetrag angestrebt und das bereinigte operative Ergebnis sollte im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich zulegen.
Im Zeitraum Januar bis März stieg der Nettoumsatz währungsbereinigt um 15 Prozent auf 13,23 Milliarden Dollar und der bereinigte operative Gewinn zog um 27 Prozent auf 5,58 Milliarden Dollar an. Novartis schnitt damit besser ab als von Analysten erwartet. Unter dem Strich stand nach drei Monaten ein Gewinn von 3,61 Milliarden Dollar – um 37 Prozent mehr als vor einem Jahr. Wachstumstreiber waren zum Jahresauftakt das Herzmedikament Entresto, das Multiple-Sklerose-Mittel Kesimpta, Cosentyx gegen Schuppenflechte, die Brustkrebsarznei Kisqali, der Cholesterinsenker Leqvio und Scemblix gegen Leukämie. In der zweiten Jahreshälfte dürfte der erwartete Markteintritt von günstigeren Nachahmermitteln für den Umsatzrenner Entresto, die Leukämiearznei Tasigna und das Anämiemedikament Promacta das Wachstum bremsen.
An der Börse schlug die erneute Prognoseanhebung keine großen Wellen. Mit einem Kursplus von 0,7 Prozent entwickelten sich die Novartis-Aktien im Einklang mit dem Schweizer Leitindex SMI. “Wir glauben, dass wir in diesem Jahr eine Fortsetzung der Beat-and-Raise-Story erleben könnten”, erklärten die Analysten von Jefferies.
MEDIKAMENTE FÜR DIE VEREINIGTEN STAATEN MADE IN USA
Der Pharmakonzern will künftig alle für die USA bestimmten wichtigen Medikamente auch in dem Land produzieren. “Unser Ziel ist es, innerhalb der nächsten fünf Jahre 100 Prozent unserer Schlüsselprodukte in den Vereinigten Staaten für die Vereinigten Staaten zu produzieren”, sagte Konzernchef Narasimhan. Viele der wichtigsten Produkte würden bereits heute in den USA hergestellt. Narasimhan lehnte es ab, Details zu den Mengen zu nennen. Novartis erzielte im weltgrößten Gesundheitsmarkt 2024 rund 42 Prozent seiner Verkaufserlöse. Das Unternehmen will, wie andere Pharmakonzerne auch, mit Milliardeninvestitionen seine Fertigungskapazitäten in den USA ausbauen.
Finanzchef Harry Kirsch verneinte einen direkten Zusammenhang mit drohenden US-Zöllen. “Die Pandemie hat uns gelehrt, dass wir sehr flexibel sein müssen”, sagte er zur Nachrichtenagentur Reuters. “Daher passen wir unsere Lieferkette so an, dass wirklich die USA die USA versorgen.” Europa werde aus Europa heraus beliefert und China aus China. Zusätzlich gebe es doppelte Lieferketten, um die Produktion bei einem Ausfall unterstützen zu können. “Von diesem Standpunkt aus betrachtet, halte ich die Anpassung unserer Lieferkettenstrategie für sehr vernünftig”, erklärte Kirsch.
(Bericht von Paul Arnold und Ludwig Burger. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)