– von Alexandra Schwarz-Goerlich
Wien (Reuters) – Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat im ersten Quartal trotz eines fortlaufenden Rückzugs aus Russland ihren Gewinn in dem Land deutlich gesteigert.
Nach Steuern kletterte das Ergebnis in Russland um 30 Prozent auf 425 Millionen Euro, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Quartalspräsentation der österreichischen Bank hervorgeht. Haupttreiber waren außergewöhnlich hohe Zinserträge der russischen Tochterbank.
Der Zinsüberschuss legte um 24,2 Prozent auf 457 Millionen Euro zu, während der Provisionsüberschuss um 3,3 Prozent auf 201 Millionen Euro sank. Auf Anordnung der Europäischen Zentralbank (EZB) legte die RBI Einlagen bei der russischen Zentralbank an – mit einer Verzinsung von 21 Prozent. Da die Tochter ihren Kunden keine Zinsen zahlt, stärkte das den Zinsüberschuss zusätzlich.
Die RBI ist die größte westliche Bank in Russland und steht unter Druck europäischer Aufsichtsbehörden, ihr Geschäft dort zurückzufahren. “Wir setzen den Geschäftsabbau in Russland ungeachtet der geopolitischen Lage kontinuierlich fort”, betonte Bankchef Johann Strobl. Der Rückzug verlaufe schneller als geplant. Das Kreditvolumen der RBI schrumpfte in Russland im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro, stieg jedoch aufgrund der Rubel-Aufwertung im Quartalsvergleich um 18 Prozent. Die Zahl der Filialen sank auf 83 von zuvor 120, die Kundenzahl ging um drei Prozent auf 3,1 Millionen zurück.
VERKAUF BLEIBT SCHWIERIG
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs 2022 strebt die RBI einen geordneten Ausstieg aus Russland an – möglichst ohne Verluste. Der Verkauf der Tochterbank gestaltet sich jedoch schwierig: Russische Behörden haben laut RBI bereits zweimal signalisiert, einem Verkauf nicht zustimmen zu wollen. Zudem verhinderte zuletzt ein laufender Rechtsstreit de facto eine Veräußerung. Dennoch betonte Strobl: “Wir führen weiterhin Gespräche mit mehreren Interessenten”.
Im vergangenen Jahr hatte die EZB sowohl die RBI als auch die italienische Großbank UniCredit aufgefordert, ihre Aktivitäten in Russland deutlich zu reduzieren. Demnach sollen etwa die Kundenkredite bis 2026 um bis zu 65 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2023 sinken.
Von den russischen Gewinnen profitiert der Mutterkonzern in Wien bislang jedoch nicht, da keine Dividenden ausgeschüttet werden dürfen. Sollten westliche Sanktionen gegen Russland aufgehoben werden, könnten dadurch die aktuell blockierten Milliardenbeträge womöglich freigegeben werden. Im übrigen Geschäft – also ohne Russland – sank der Quartalsgewinn der RBI um 14 Prozent auf 260 Millionen Euro, knapp unterhalb der Erwartungen von Analysten. An der Wiener Börse verloren die RBI-Papiere gut vier Prozent.
Als Hauptursache für das rückläufige Ergebnis nennt die RBI höhere Verwaltungskosten, die sich auf 850 (Vorjahr: 784) Millionen Euro beliefen. Die Kosten-Ertrags-Relation verschlechterte sich entsprechend auf 55 Prozent von 50,2 Prozent.
Trotzdem zeigt sich das Institut zuversichtlich. Der Zinsüberschuss sei stabil geblieben, der Provisionsüberschuss entwickle sich weiterhin positiv, und die harte Kernkapitalquote stieg zum Quartalsende auf 15,9 Prozent, nach 15,1 Prozent zum Jahresende 2024. Für das Gesamtjahr rechnet die RBI unverändert mit einem Zinsüberschuss von rund 4,15 Milliarden Euro, einem Provisionsüberschuss von etwa 1,95 Milliarden Euro und einer harten Kernkapitalquote von rund 15,2 Prozent.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)