Container-Reederei Maersk rechnet mit Nachfragedelle durch Handelskonflikte

(Stellt im ersten Absatz, zweiter und dritter Satz klar, dass Maersk für die Entwicklung des Container-Aufkommen von minus einem bis plus vier Prozent ausgeht)

Kopenhagen (Reuters) – Internationale Handelskonflikte werden der dänischen Container-Reederei Maersk zufolge spürbar auf die Schifffahrtsbranche durchschlagen.

Maersk erklärte am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalsbilanz, das weltweite Container-Transportvolumen könnte 2025 um ein Prozent sinken. Noch Anfang des Jahres war Maersk von plus vier Prozent ausgegangen, was Maersk nun als das oberste Ende der Spanne angab. Die Prognose sei wegen der rasanten Entwicklung im Handelskonflikt und wachsender Rezessionsrisiken in den USA sehr ungewiss. Maersk ist nach der in der Schweiz ansässigen und äußerst verschwiegenen Mediterranean Shipping Company (MSC) die zweitgrößte Container-Reederei, sie gilt als Barometer des Welthandels.

In Erwartung hoher US-Zölle haben viele Unternehmen zu Jahresbeginn Lieferungen vorgezogen, was die Nachfrage nach Containertransporten in die Höhe getrieben hat. Im zweiten Quartal könnte es laut Maersk ähnliche Effekte geben, weil US-Präsident Donald Trump viele seiner Anfang April verhängten Zölle gleich wieder für 90 Tage ausgesetzt hat. Zwar versuchten die Reederei-Kunden von dieser Pause zu profitieren und ihre US-Lager zu füllen. Doch es gibt die Befürchtung, dass Handelskonflikte letztlich die Weltwirtschaft und damit die Nachfrage nach Container-Transporten zur See ausbremsen. Aber auch eine spürbare Erholung sei denkbar, wenn Zölle doch noch abgewendet oder abgeschwächt werden, erklärte Maersk.

Diese Entwicklungen spiegeln sich in der Bilanz und der Prognose für 2025 wider: Maersk steigerte den operativen Gewinn (Ebitda) im ersten Quartal um 70 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 2,71 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr peilt Maersk weiter ein Ebitda von sechs bis neun Milliarden Dollar an.

Konzernchef Vincent Clerc sprach von einem starken Ergebnis, das er auf die Effizienz und eine gute Lage der Weltwirtschaft zu Jahresbeginn zurückführte. Für die Zukunft zeigte er sich aber zurückhaltender. Die globalen Lieferketten rückten nun abermals in den Fokus.

Maersk hat im Februar eine Kooperation mit Deutschlands größter Container-Reederei Hapag-Lloyd gestartet. Auch die weltweite Nummer fünf aus Hamburg hatte für die ersten drei Monate des Jahres einen – wenn auch geringeren – Gewinnanstieg vermeldet und an der Prognose für 2025 festgehalten.

Die Schifffahrtsbranche muss derzeit mit Unsicherheiten in vielen Bereichen umgehen. Die US-Zölle haben bereits zu kurzfristigen Umleitungen von Warenströmen geführt. So meldete Maersk für April einen Rückgang des Transportvolumens zwischen den USA und China von 30 bis 40 Prozent. Auch Hapag-Lloyd sah ähnliche Effekte und verzeichnete zugleich einen Anstieg im Transportgeschäft mit südostasiatischen Ländern wie Vietnam und Thailand. Zudem drohen international tätigen Reedereien hohe Hafengebühren für den Einlauf von Schiffen aus chinesischer Produktion in US-Häfen.

Auch die prekäre Sicherheitslage im Roten Meer beschäftigt die Reedereien weiter: Wegen Angriffen jemenitischer Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe leiten die Reedereien ihre Frachter seit Monaten um die Südspitze Afrikas um. Das führt zu höheren Kosten, treibt aber zu Gunsten der Reedereien auch Frachtraten nach oben. Ein Ende der Angriffe und eine Rückkehr auf die deutlich kürzere Suezkanal-Route dürfte die Raten dagegen drücken. Trump hatte am Dienstag erklärt, die USA hätten eine Waffenruhe mit den Huthis vereinbart, und die Angriffe auf Schiffe würden gestoppt. Maersk geht dennoch davon aus, dass 2025 noch weiter umgeleitet werden muss.

(Bericht von Jacob Gronholt-Pedersen, geschrieben von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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