London, Moskau, Düsseldorf (Reuters) – Der Betreiber der defekten Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 hat nach Verhandlungen mit seinen Gläubigern eine Pleite vorerst abgewendet.
Das Kantonsgericht in Zug in der Schweiz bestätigte am Freitag einen zwischen den Parteien geschlossenen Nachlassvertrag. Die Entscheidung könne noch angefochten werden. Die Nord Stream 2 AG gehört dem russischen Gasriesen Gazprom. Durch die rund 1200 Kilometer lange Doppelröhre kann wie Gas von Russland durch die Ostsee nach Deutschland transportiert. Der Bau von Nord Stream 2 kostete schätzungsweise rund zehn Milliarden Euro. Von der Betreibergesellschaft Nord Stream 2 AG und Gazprom war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Die Anlage wurde nach ihrer Fertigstellung nie von Deutschland zertifiziert und ging nicht in Betrieb. Sie wurde wie die erste Doppelröhre namens Nord Stream durch eine Explosion im Herbst 2022 schwer beschädigt.
Seitdem gibt es immer wieder Diskussionen, ob die Pipelines nach einem Ende des Ukraine-Kriegs wieder in Betrieb genommen werden könnten. Schon Jahre vor der Invasion Russlands in der Ukraine hatten US-Politiker scharfe Kritik an dem Bau geübt. Sie warfen Deutschland vor, von russischen Gaslieferungen immer abhängiger zu werden. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hatte Gazprom die Lieferungen nach Deutschland zunächst gedrosselt und schließlich ganz gestoppt. Deutschland suchte sich neue Lieferanten und bezieht heute kein Pipeline-Gas mehr aus Russland.
RUSSLAND BEKOMMT “NJET!” DER EU STARK ZU SPÜREN
Insidern zufolge versucht Russland mit Hilfe von US-Vertretern, die Gaslieferungen nach Europa wieder hochzufahren. Hierzu habe es Gespräche gegeben, sagten acht mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Dies könne die Bemühungen von US-Präsident Donald Trump für einen Friedensvertrag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin unterstützen. Gazprom bekommt die Folgen der Sanktionen mit Milliardeneinbußen stark zu spüren. In der EU wird die Abkerh von russischem Gas allerdings weiter vorangetrieben. Das früher teilweise stark von russischen Gaslieferungen abhängige Staatenbündnis deckt noch 19 Prozent seines Bedarfs mit russischem Gas. Die EU-Kommission will auch diesen Rest schon bald komplett streichen.
(Bericht von Anna Hirtenstein und Marwa Rashad, Jarrett Renshaw, Kate Abnett, Holger Hansen und Tom Käckenhoff, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)