Bericht: US-Justizministerium ermittelt gegen UnitedHealth wegen Betrugsverdacht

(Reuters) – Die US-Behörden ermitteln einem Zeitungsbericht zufolge gegen den heimischen Versicherer UnitedHealth Group wegen des Verdachts auf Krankenversicherungsbetrug.

Die strafrechtliche Untersuchung befasse sich mit dem Programm Medicare Advantage, das die staatliche Krankenversicherung mit einer privaten Vorsorge kombiniert, und werde von der Abteilung für Betrug im Gesundheitswesen des US-Justizministeriums beaufsichtigt, berichtete das “Wall Street Journal” (WSJ) unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der Konzern erklärte, nicht über die Ermittlungen benachrichtigt worden zu sein und zur Seriosität seines Medicare Advantage Programms zu stehen. Ein Sprecher des US-Justizministeriums lehnte eine Stellungnahme ab. An der Wall Street gaben die UnitedHealth-Aktien um acht Prozent nach.

Die Vorwürfe selbst sind nicht neu: US-Senator Chuck Grassley leitete im Februar eine Untersuchung ein und forderte in einem Brief an den Konzern detaillierte Informationen über dessen Abrechnungspraktiken. Das “WSJ” hatte eine Reihe von Berichten veröffentlicht, in denen beschrieben wird, wie UnitedHealth die Abrechnungsregeln des staatlichen Versicherungsprogramms Medicare zu seinen Gunsten ausgenutzt habe. Nun soll Medicare Advantage im Fokus der neuen Ermittlungen stehen.

Fast die Hälfte der 65 Millionen Menschen, die durch Medicare abgesichert sind, ist in Medicare-Advantage-Plänen privater Versicherer eingeschrieben. Medicare ist die öffentliche Krankenversicherung der USA für Bürger ab 65 Jahren oder Menschen mit Behinderungen.

VERSICHERER IN DER KRISE

UnitedHealth steht seit Monaten unter Druck. Am Dienstag war Konzernchef Andrew Witty überraschend aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Das Ruder übernahm mit sofortiger Wirkung der frühere CEO Stephen Hemsley. Gleichzeitig setzte das Unternehmen seine Finanzprognose für 2025 mit dem Verweis auf steigende Kosten aus. Wenige Wochen zuvor hatte UnitedHealth eine Gewinnwarnung ausgesprochen und dies mit einem überraschend starken Anstieg der Behandlungskosten begründet. Dies sei insbesondere im Rahmen von Medicare Advantage zu beobachten.

Im Dezember 2024 erschütterte der Mord am UnitedHealthcare-Chef Brian Thompson die gesamte Branche. Der Chef der Krankenversicherungssparte des Unternehmens wurde im New Yorker Stadtteil Manhattan auf offener Straße erschossen. Der Vorfall hat die öffentliche Debatte über die Gesundheitsversorgung in den USA neu entfacht und das Misstrauen gegenüber Krankenversicherungen in den Fokus gerückt.

Anfang 2024 war das Unternehmen Ziel eines Cyberangriffs, der das Abrechnungssystem für mehrere Tage lahmlegte. Zudem verfehlte UnitedHealth im April erstmals seit der Finanzkrise 2008 die Gewinnerwartungen und senkte seine Jahresprognose.

(Bericht von Bipasha Dey und Kanjyik Ghosh, geschrieben von Sabine Wollrab und Philipp Krach, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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