Berlin (Reuters) – ProSiebenSat.1 hat sich diplomatisch zum Bieterkampf seiner beiden Großaktionäre geäußert.
Man habe sowohl mit der italienischen MFE-MediaForEurope-Holding als auch mit der tschechischen PPF-Gruppe einen guten und konstruktiven Dialog, sagte Finanzchef Martin Mildner am Donnerstag. “Ich würde nicht sagen, dass einer aktiver oder besser oder schlechter ist als der andere.” Beide Großinvestoren seien über ihre Vertreter im Aufsichtsrat hilfreich und unterstützten das ProSiebenSat.1-Management bei der Entwicklung der Strategie, erklärte Mildner.
Derzeit buhlen die beiden größten Aktionäre um mehr Einfluss und Macht bei dem bayerischen Fernsehkonzern. Ende März kündigte die von der Berlusconi-Familie kontrollierte Holding MFE ein Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 an. Die Italiener halten gut 30 Prozent und haben ein vergleichsweise unattraktives Angebot vorgelegt. Sie bieten bisher 4,48 Euro in bar und 0,4 Prozent ihrer A-Aktien. Dies summiert sich rechnerisch auf rund 5,78 Euro, kann sich aber mit dem Kurs der A-Aktien noch ändern.
Anfang der Woche überraschte PPF als zweitgrößter Eigentümer mit einem Vorstoß. Die Beteiligungsfirma will mit rund 300 Millionen Euro ihren Anteil auf bis zu 29,99 Prozent etwa verdoppeln und hat ein Kaufangebot über 7,00 Euro je ProSiebenSat.1-Aktie angekündigt. MFE erwägt als eine von mehreren Optionen, seine Offerte zu erhöhen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters jüngst von einem Insider.
ProSiebenSat.1 hatte – anders als bei der Ankündigung der MFE-Offerte – das PPF-Angebot in einer ersten Reaktion begrüßt und als bessere Alternative für Aktionäre bezeichnet, die sich kurzfristig von ihrer Beteiligung trennen wollten. Mildner begründete dies nun mit einem “mathematischen Ansatz” – “sieben Euro sind mehr.”
OPERATIVER GEWINN BRICHT ANFANG 2025 UM FAST 40 PROZENT EIN
Operativ läuft es bei ProSiebenSat.1 nicht so gut, denn die Konjunkturflaute sorgt für ein schwaches Werbegeschäft und einen Gewinneinbruch. Das Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda) sank von Januar bis März binnen Jahresfrist um 39 Prozent auf 44 Millionen Euro, wie der Konzern mitteilte. Der Umsatz fiel um 1,3 Prozent auf 855 Millionen Euro. Der Vorstand um Chef Bert Habets, dessen Vertrag vor kurzem um drei Jahre verlängert wurde, bekräftigte dennoch die Jahresziele und peilt für 2025 einen Umsatz von 3,85 Milliarden Euro (plus/minus 150 Millionen Euro) an. Das operative Ergebnis dürfte erneut fallen – auf 520 Millionen Euro (plus/minus 50 Millionen Euro). Die ProSieben-Aktien lagen mittags rund ein Prozent im Minus.
Die Konjunktur sei noch immer herausfordernd und die Werbeumsätze in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz würden im ersten Halbjahr sinken, sagte Mildner. Man sei aber zuversichtlich, hier im zweiten Halbjahr wieder zu wachsen. Für 2025 hofft das Unternehmen aus Unterföhring auf rund zwei Prozent mehr Entertainment-Werbeumsatz im deutschsprachigen Raum. Dabei dürften die TV-Werbeerlöse leicht sinken.
Der Umsatz im Kerngeschäft Unterhaltung fiel im ersten Quartal um zwei Prozent und die gesamten Werbeerlöse sanken um fünf Prozent. Das Segment Dating & Video musste ein Umsatzminus von 22 Prozent wegstecken, während es bei Commerce & Venture – wo das Digitalgeschäft gebündelt ist – ein Plus von elf Prozent gab. Die Streamingplattform Joyn, Hoffnungsträger des Konzerns, legte bei vermarktbarer Reichweite und Verweildauer der Nutzer zu.
(Bericht von Klaus Lauer und Bernadette Hogg, redigiert von Myria Mildenberger – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)