Frankfurt (Reuters) – Nach Flugzeug- und Personalmangel verengt sich nach Beobachtung des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport ein weiteres Nadelöhr im europäischen Luftverkehr: die Flugsicherung.
“Das ist der Hauptfaktor inzwischen für Verspätungen – es ist nicht mehr am Boden, es ist der Luftraum”, sagte Fraport-Chef Stefan Schulte im Luftfahrt-Presse-Club. “Das wird der große Engpassfaktor in den nächsten zehn Jahren.” Die Zunahme militärischer Flüge seit Beginn des Ukraine-Krieges spielt dabei eine wichtige Rolle. Nach Daten von Eurocontrol hoben Flüge in Europa im vergangenen Jahr im Schnitt mit 17,7 Minuten Verspätung ab. Auf das Verkehrsmanagement im Luftraum durch Flugsicherungen entfielen davon 2,1 Minuten. Das waren 18 Prozent mehr als im Vorjahr und markierte den schlechtesten Wert seit Jahrzehnten.
Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs vor drei Jahren hat sich die Lage verschärft, weil der Luftraum über der Ukraine geschlossen ist. Militärischen Flügen muss die zivile Luftfahrt Platz machen. So konnten größere Störungen einer Nato-Luftwaffenübung vor zwei Jahren nur durch sorgfältige Planung von Flugsicherung und Militär vermieden werden. Ohne ein Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wird sich die Lage kaum entspannen. Umso dringender ist nach Einschätzung Schultes eine bessere Verzahnung der nationalen Flugsicherungen in Europa und eine engere Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Behörden.
Der Flugbetrieb am größten deutschen Flughafen in Frankfurt ist dem Fraport-Chef zufolge nach großen Personalproblemen in den ersten Jahren nach der Pandemie wieder stabil und pünktlicher. Der MDax-Konzern zählte Ende vergangenen Jahres gut 15.300 Beschäftigte in Deutschland. Das waren 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Fluktuation sei zurückgegangen und die Stammbelegschaft gewachsen, sagte Schulte. Fraport brauche weniger befristete Beschäftigte. Bis zum Sommer sei das Personal auch vollständig geschult, zum Beispiel mit Führerscheinen für Vorfeldfahrzeuge. Damit sei man gewappnet, das erwartete Wachstum des Flugverkehrs um fünf Prozent während der Hochsaison zu meistern.
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Thomas Seythal)