Berlin (Reuters) – Die deutschen Exporteure haben laut Bundesbank wegen schwächelnder Position im internationalen Konkurrenzkampf erheblich Anteile auf dem Weltmarkt eingebüßt.
“Mehr als drei Viertel der Exportmarktverluste zwischen 2021 und 2023 gingen darauf zurück, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporteure verschlechterte”, heißt es in einem am Montag vorab veröffentlichten Artikel aus dem Monatsbericht der Bundesbank: “Die Verschlechterung war sektoral breit gefächert und im internationalen Vergleich hoch.” Dies deute auf grundlegende Strukturprobleme der Wirtschaft hin, die viele Unternehmen bremsten. Der Maschinenbau, die Elektroindustrie und energieintensive Bereiche wie die Chemiebranche seien am meisten betroffen. Auch steigende Energiepreise und Störungen bei den Lieferketten hätten belastet.
“Die deutschen Exportmarktanteile sanken seit 2017 und entwickelten sich im internationalen Vergleich seit 2021 besonders schwach”, schreiben die Fachleute der Bundesbank. Nach der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise waren die Marktanteile demnach bis 2016 praktisch stabil geblieben und hatten sich damit vergleichsweise günstig entwickelt.
MEHR KONKURRENZ DURCH CHINA
Für Gegenwind sorgte auch, dass China auf dem Weltmarkt ein immer größerer Konkurrent für deutsche Firmen wurde. Dies spürte vor allem – aber nicht nur – die Autoindustrie. So verlor die Exportwirtschaft seit 2019 bei den wichtigsten Handelspartnern tendenziell dort mehr Marktanteile, wo China welche aufbaute.
Zuletzt dämpfte vor allem die schwache globale Kraftfahrzeug-Nachfrage über produktspezifische Nachfrageeffekte die Entwicklung der deutschen Exportmarktanteile. Damit trug die deutsche Autobranche aufgrund ihres hohen Gewichts im heimischen Warensortiment und der geringen weltweiten Nachfrage zu den Marktanteilsverlusten bei.
BUNDESBANK FÜR MEHR INVESTITIONSANREIZE UND REFORMEN
Da sich die Wettbewerbsfähigkeit breit verschlechterte, sieht die Bundesbank Bedarf, die Angebotsbedingungen in Deutschland zu verbessern. “Insbesondere ist ein verlässlicher, beschäftigungs- und investitionsfreundlicher Rahmen zu schaffen.” Dazu sollten etwa die Arbeitsanreize gestärkt, Hürden bei der Fachkräftezuwanderung sowie unnötige Bürokratielasten abgebaut werden. Zudem plädierte die Notenbank für mehr steuerliche Anreize für private Investitionen und bessere Bedingungen für Start-ups sowie Forschung und Entwicklung. Auch Reformen der Sozialversicherungssysteme seien wichtig, um Kosten- und Abgabenanstiege zu begrenzen.
“Mit Blick auf die Energiekosten sollte die Energiewende vorangebracht und dabei effizient ausgestaltet werden.” Darüber hinaus sollte es Unternehmen etwa durch neue Freihandelsabkommen erleichtert werden, ihre Lieferantennetzwerke breiter aufzustellen und dadurch krisenfester zu machen. “Die Vorhaben der Bundesregierung zielen zum Teil in diese Richtung.” Insbesondere mit Blick auf die demografischen Herausforderungen bestehe weiterer Reformbedarf.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Reinhard Becker. – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)