Berlin (Reuters) – Nach Großbritannien strebt Kanzler Friedrich Merz auch mit Norwegen einen Freundschaftsvertrag an.
Nach einem Treffen mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Store sagte Merz am Montag in Berlin, dass beide Regierungen zunächst eine gemeinsame Erklärung abgegeben hätten, “weil wir genau diesen Weg auch mit Norwegen gehen wollen, weil ich ihn gehen möchte mit Norwegen”. Beide Länder vereinbarten in dem Papier eine viel engere Kooperation in den Bereichen Verteidigung und Wirtschaft, aber auch Weltraumaktivitäten. “Norwegen ist ein Tor ins All”, sagt Merz mit Blick auf mögliche Startplätze für europäische Satelliten.
Die Verteidigungsminister seien beauftragt einen Sicherheitspakt vorzubereiten. Dieser war auch im Falle Großbritanniens eine erste Stufe zu einem Freundschafts- und Beistandsvertrag. Sowohl Merz als auch Store betonten, dass die Zusammenarbeit sehr breit angelegt sein solle. Norwegen liefere schon heute 50 Prozent des Gases, das Deutschland brauche, sagte der norwegische Ministerpräsident.
“Neben der Zusammenarbeit in der Verteidigungsindustrie sind Energieversorgung und -sicherheit, Dekarbonisierung und Klima, einschließlich CCS, Wasserstoff, kritische Mineralien, maritime Infrastruktur, wirtschaftliche Sicherheit und Digitalisierung relevante Themen für eine aktualisierte strategische Industrie- und Energiepartnerschaft”, heißt es in dem Papier. Zudem will man gemeinsam den Schutz in der nördlichen Nordsee und im Transatlantik verstärken. Merz nannte die Bedrohung durch Russland als Begründung.
Das ressourcenreiche Norwegen ist nicht nur größter Gaslieferant Deutschlands und verfügt über wichtige andere Rohstoffe. Die Regierung in Oslo bietet zugleich an, das etwa in der deutschen Industrie anfallende Treibhausgas CO2 unterirdisch in der Nordsee zu speichern (CCS). Zudem fühlt sich das Nato-Land, das kein EU-Mitglied ist, zunehmend bedroht durch russische Aktivitäten vor Norwegens Küste. Wie auch in der Ostsee wollen Deutschland und Norwegen deshalb die Infrastruktur am Meeresgrund gegen Anschläge sichern. In der gemeinsamen Erklärung wird von einer “außergewöhnlich engen Partnerschaft” gesprochen, sowohl im Land- und Seebereich. Verwiesen wird etwa auf die Zusammenarbeit bei U-Booten und Raketen. “Wir Deutsche sind heimliche Nordics”, betonte Merz. Er will die von seinem Vorgänger Olaf Scholz eingeführte Tradition fortführen, sich mindestens einmal im Jahr mit den nordischen Ländern zu treffen.
(Bericht von Andreas Rinke. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)