Berlin (Reuters) – Kurz vor dem geplanten Zolldeal der Europäischen Union mit US-Präsident Donald Trump sind die Exporterwartungen der deutschen Industrie auf den höchsten Wert seit mehr als zwei Jahren gestiegen.
Das entsprechende Barometer kletterte im Juli auf minus 0,1 Punkte, von minus 3,6 Zählern im Vormonat. Damit halten sich positive und negative Antworten derzeit die Waage, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Managerumfrage mitteilte. Ein besserer Wert wurde zuletzt im April 2023 ermittelt.
“Die anhaltende Unsicherheit ist in den verschiedenen Industriebranchen unterschiedlich ausgeprägt”, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. Die Hersteller elektrischer Ausrüstungen rechnen mit einem Anstieg ihrer Exporte, ebenso die Getränkeindustrie. Auch bei den Nahrungsmittelproduzenten erholten sich die Exporterwartungen deutlich: Sie erwarten ein leicht wachsendes Auslandsgeschäft.
“In der Automobilindustrie nimmt die Zuversicht ebenfalls zu, wenngleich die Umfragezahlen noch leicht negativ bleiben”, hieß es. Der Maschinenbau und die Textilindustrie gehen von einem stabilen Exportgeschäft aus. Mit rückläufigen Ausfuhren rechnen dagegen die Unternehmen der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten und elektronischen Erzeugnissen.
Die EU und die USA haben am Sonntag ihren monatelangen Handelsstreit entschärft. US-Präsident Trump sagte auf seinem Golfplatz im westschottischen Turnberry nach kurzen Verhandlungen mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die Europäische Union werde pauschale Zölle von 15 Prozent auf die meisten Exporte in die USA zahlen müssen. Die deutsche Wirtschaft sieht das Abkommen teils kritisch. Die Vereinbarung sende ein fatales Signal, weil die EU schmerzhafte Zölle in Kauf nehme, kommentierte Wolfgang Niedermark vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). “Denn auch ein Zollsatz von 15 Prozent wird immense negative Auswirkungen auf die exportorientierte deutsche Industrie haben.”
(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)