München (Reuters) – ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets kann sich für die aufgestockte Übernahmeofferte der italienischen Berlusconi-Holding MFE-MediaForEurope erwärmen.
Habets bekräftigte seine wohlwollende Reaktion auf die Erhöhung des Angebots und verwies darauf, dass der Fernsehkonzern aus Unterföhring bereits seit eineinhalb Jahren an gemeinsamen Projekten mit MFE arbeite. “Nicht meine Tonalität hat sich verändert, sondern das Angebot hat sich geändert”, sagte er am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Er pflege einen konstruktiven Dialog mit beiden Großaktionären, MFE und der tschechischen PPF Group, die ein eigenes, allerdings niedrigeres Angebot vorgelegt haben. Die offizielle Stellungnahme des Vorstands werde Anfang kommender Woche veröffentlicht.
MFE hat seinen Vorsprung aber inzwischen ausgebaut. Man habe einem ungenannten Aktionär 6,51 Millionen ProSiebenSat.1-Aktien abgekauft, teilte die Familienholding mit. Damit stockt MFE seine Beteiligung auf rund 33 Prozent auf. Mit dem auf rund acht Euro in bar und eigenen A-Aktien erhöhten Angebot haben die Italiener ihre Freiheiten vergrößert, am Markt zuzukaufen – solange sie nicht mehr zahlen als 8,62 Euro, den rechnerischen Wert der Offerte zum Stichtag Ende März. Sie wollen das deutsche Unternehmen zum Teil eines europäischen Fernsehkonzerns machen, der den Streaming-Riesen aus den USA Paroli bieten kann. Am Donnerstag gaben ProSiebenSat.1 leicht auf 7,99 Euro nach.
PPF kann dagegen nicht mehr als 7,00 Euro je Aktie zahlen, ohne seine Offerte aufzustocken. Habets sagte, er wisse nicht, wie die Tschechen reagierten. Beide Angebote laufen noch bis zum 13. August. Wenn PPF oder MFE nachlegen sollten, würde sich die Frist um zwei Wochen verlängern.
PROSIEBEN SETZT AUF ANZIEHENDE KONJUNKTUR
Operativ kämpft ProSiebenSat.1 weiter mit der schwachen Konjunktur, setzt aber auf Besserung noch in diesem Jahr. “Für das zweite Halbjahr sind wir zuversichtlich, dass wir von einer möglichen wirtschaftlichen Erholung rasch und unmittelbar profitieren werden”, sagte Finanzvorstand Martin Mildner. Viele Wirtschaftsforscher gingen davon aus. Dann würden auch die Werbeerlöse wieder steigen, die in der ersten Jahreshälfte zu einem Umsatzrückgang von vier Prozent auf 1,7 Milliarden Euro geführt haben. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) fiel um 40 Prozent auf 99 Millionen Euro. Unter dem Strich stand gerade noch eine schwarze Null, nach einem knappen Nettogewinn von 33 Millionen Euro im vergangenen Jahr.
Mildner hielt an der Umsatzerwartung für 2025 von 3,7 bis 4,0 Milliarden Euro fest, machte bei der Gewinnprognose aber Abstriche. Das bereinigte Ebitda werde in der unteren Hälfte der Spanne von 470 bis 570 Millionen Euro herauskommen, die man im März in Aussicht gestellt hatte.
Das Nettoergebnis wird durch einen Bilanzierungseffekt aufgehübscht. Die Fernseh-Tochter Seven.One Entertainment wird mit der eigenen Digital-Plattform Joyn verschmolzen, wodurch die Anlaufverluste von Joyn von rund 460 Millionen Euro steuerlich geltend gemacht werden können. Das werde im Gesamtjahr zu einem positiven Ergebniseffekt im mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbereich führen, erklärte ProSiebenSat.1.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)