München (Reuters) – Der Reifenhersteller Continental hat im zweiten Quartal von einem Bilanzierungseffekt profitiert und sieht sich bereit für den Börsengang der Autozuliefer-Sparte Aumovio im September.
Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) schnellte von April bis Juni um 17 Prozent auf 834 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in Hannover mitteilte. Das liege daran, dass man nach den Bilanzierungsregeln (IFRS 5) Abschreibungen bei Aumovio seit März nicht mehr buchen durfte, weil seit damals die Abspaltung feststand. Nun steht auch der genaue Termin für den Börsengang fest: Aumovio-Aktien sollen am 18. September zum ersten Mal an der Frankfurter Börse gehandelt werden.
Ohne den Bilanzeffekt hätte das bereinigte Ebit im Quartal mit 597 Millionen Euro unter dem Vorjahresniveau gelegen. Analysten hatten im Mittel mit 664 Millionen gerechnet. Ob und inwieweit sie dabei den Bilanzeffekt einkalkuliert hatten, war zunächst unklar. Der Umsatz von Continental schrumpfte aufgrund von Währungseffekten um vier Prozent auf 9,59 Milliarden Euro und blieb damit hinter den Analystenschätzungen zurück. Wechselkursbereinigt habe das Minus bei 0,4 Prozent gelegen. Dies sei vor allem auf die weiter rückläufige Automobilproduktion in Europa und Nordamerika zurückzuführen. Vor allem die Reifensparte litt unter dem schwachen US-Dollar.
Im Reifengeschäft und bei der ebenfalls vor dem Verkauf stehenden Kautschuk-Sparte ContiTech seien im zweiten Halbjahr aber Verbesserungen im Vergleich zu den vergangenen Monaten zu erwarten. “Wir haben intensiv daran gearbeitet, unsere Unternehmensbereiche resilienter und agiler aufzustellen”, sagte Vorstandschef Nikolai Setzer. “Nun profitieren wir in einem außergewöhnlich volatilen Wirtschaftsumfeld von der geleisteten Arbeit.”
Aumovio hat mit Kostensenkungen gegen die Flaute angespart. Bereinigt um die Bilanzeffekte, die mit der Abspaltung für das verselbstständigte Unternehmen nicht mehr relevant sind, liege die operative Umsatzrendite bei Aumovio mit 4,0 (Vorjahr: 2,9) Prozent am oberen Rand der eigenen Erwartungen für das gesamte Jahr (2,5 bis 4,0 Prozent). “Der Unternehmensbereich Automotive geht somit mit positivem Momentum Richtung Spin-off im September”, sagte Setzer. Zuversichtlich stimmt ihn für Aumovio auch der Auftragseingang, der allein im zweiten Quartal bei 5,7 Milliarden Euro lag und damit um 20 Prozent höher war als der Umsatz. Vor allem Satellitenkameras, Bremssysteme und elektronische Steuergeräte trugen dazu bei.
Für den verbleibenden, praktisch halbierten Konzern bleibt es ebenfalls bei den erst im Juni gesenkten Prognosen für das Gesamtjahr: einem Umsatz von 19,5 bis 21,0 Milliarden Euro und einer bereinigten Ebit-Marge von zehn bis elf Prozent. 2026 soll der Konzern weiter schrumpfen: Dann soll nach früheren Angaben auch ContiTech verkauft werden.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)