Washington/Berlin (Reuters) – Ungeachtet von Medienberichten über eine zweistellige Anzahl von Kandidaten für den freiwerdenden Posten des US-Notenbankchefs hat US-Präsident Donald Trump nach eigenen Worten nur deutlich weniger Personen dafür im Sinn. Trump sagte am Mittwoch in Washington, er habe die Zahl inzwischen auf drei oder vier eingeengt. Allerdings hatte Trump bereits vor Wochen schon von vier Personen gesprochen. Trump sagte am Mittwoch zudem, er wolle den Namen des neuen Fed-Chefs “schon etwas früher” bekannt geben. Allerdings hatte Trump bislang gar keinen Termin für die Bekanntgabe genannt.
US-Finanzminister Scott Bessent hatte hingegen Ende Juli gesagt, er rechne bis Ende des Jahres mit Klarheit in der Frage – was noch gut viereinhalb Monate wären. Derzeit gibt es in kurzen Abständen Spekulationen darüber, wie es mit der Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell weitergeht, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet.
Trump kritisiert Powell seit Monaten öffentlich dafür, dass die Notenbank die Zinsen nicht sehr deutlich senkt und nannte den Fed-Chef unter anderem einen “Totalversager”. Aktuell liegt der Zins bei 4,25 bis 4,50 Prozent. Trump sagte am Mittwoch, er sollte um drei bis vier Punkte niedriger liegen – im Extremfall also nur noch bei 0,25 bis 0,5 Prozent. Dann könnten die hochverschuldeten USA ihre Zinszahlungen senken und auch Privatleute sowie Unternehmen könnten günstigere Kredite aufnehmen, was der Wirtschaft zugutekommen würde. Allerdings könnte das die Inflation antreiben. Das will Powell verhindern und das ist auch eine der beiden Hauptaufgaben der politisch unabhängigen Notenbank.
Am Mittwoch hatte der Sender CNBC nur Stunden vor Trumps Wortmeldung berichtet, die Kandidatenliste des Weißen Hauses für die Fed-Chef-Nachfolge umfasse derzeit elf Personen. Zu den neuen Namen auf der Liste zählten der Chef-Marktstratege der Investmentbank Jefferies, David Zervos, der ehemalige Fed-Gouverneur Larry Lindsey und der Investmentchef für das weltweite Anleihengeschäft bei Blackrock, Rick Rieder.
Zudem hatte es zuletzt geheißen, Finanzminister Bessent stelle eine Liste von Kandidaten zusammen. Auf dieser stünden auch Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett, der Ex-Fed-Gouverneur Kevin Warsh, der Fed-Gouverneur Christopher Waller sowie der frühere Wirtschaftsberater von Präsident George W. Bush, Marc Sumerlin. Auch der frühere Chef der Fed von St. Louis, James Bullard, hat sich für die Nachfolge ins Spiel gebracht. Fed-Vizechefin Michelle Bowman, Fed-Vize Philip Jefferson und die Fed-Dallas-Chefin Lorie Logan zählen laut CNBC ebenfalls dazu.
(Bericht von Andrea Shalal und Ralf Bode; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)