Thyssenkrupp senkt Umsatzprognose und dampft Investitionspläne ein

Düsseldorf (Reuters) – Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp hat nach Einbußen im Quartal seine Umsatzprognose gesenkt und will auch weniger investieren.

Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 (per Ende September) habe das Unternehmen unter dem Strich einen Fehlbetrag von 255 Millionen Euro eingefahren, teilte der Ruhrkonzern am Donnerstag mit. Ursache hierfür seien unter anderem Abschreibungen in der Stahlsparte gewesen. Eine schwächere Nachfrage und niedrigere Preise hätten den Umsatz auf 8,2 Milliarden Euro von zuvor 9,0 Milliarden Euro gedrückt.

Für das Gesamtjahr erwarte der Konzern bei den Erlösen nun einen Rückgang zwischen fünf und sieben Prozent statt eines Minus von bis zu drei Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis werde nun am unteren Ende der Bandbreite von 600 Millionen bis zu einer Milliarde Euro erwartet.

Für etwas Erleichterung könnte die Restbeteiligung an der früheren Aufzugsparte sorgen. “Wir rechnen mit einer Wertzuschreibung beim Anteil am Elevator-Geschäft”, berichtete Finanzchef Axel Hamann auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Diese werde die Prognosen stützen. Er bekräftigte, dass der Konzern grundsätzlich auch eine Dividende zahlen wolle, worüber später entschieden werde. “Wir wollen eine gewisse Kontinuität in der Dividende beibehalten.”

AKTIENKURS STÜRZT AB

Als Reaktion auf die Einbußen reduziere Thyssenkrupp die Investitionen für das Geschäftsjahr auf 1,4 bis 1,6 Milliarden Euro nach bislang geplanten 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro. Am Markt rauschte der Aktienkurs um knapp neun Prozent in die Tiefe. Das schwache Marktumfeld in wichtigen Kundenindustrien wie der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau und der Bauwirtschaft sei deutlich zu spüren, sagte Vorstandschef Miguel Lopez. Der Konzern habe mit konsequenten Maßnahmen zur Kostensenkung dagegengehalten. Der Manager treibt den Umbau des Ruhrkonzerns voran. Ende vergangener Woche hatten die Aktionäre dem geplanten Börsengang der Marine-Tochter TKMS zugestimmt. Zudem will Lopez die Stahlsparte verselbstständigen, wobei aber noch wichtige Punkte wie etwa die Höhe der Mitgift durch den Mutterkonzern geklärt werden müssen.

Lopez will die Stahlsparte in ein 50:50-Joint-Venture mit der EPG-Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky führen. “Mit der EPG sind wir weiter in konstruktiven Gesprächen”, sagte Finanzchef Hamann. Zunächst müsse aber der Businessplan für die Stahlsparte stehen. Dieser habe Priorität und könne Grundlage für mögliche nächste Schritte mit der EPG sein. Vorerst sorgt das Stahlgeschäft weiter für Belastungen. Das bereinigte Ebit von Steel Europe schrumpfte im Quartal auf 31 Millionen Euro von zuvor 100 Millionen Euro. Zudem drückten erneut Abschreibungen von rund 100 Millionen Euro auf das Ergebnis des Gesamtkonzerns.

(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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