Europas Börsen fester – RWE und HelloFresh stürzen ab

Frankfurt (Reuters) – Auf dem Weg zu seinem Rekordhoch geht dem Dax zunehmend die Puste aus.

Europas Aktienanleger kämpften sich am Donnerstag durch ein Meer an Firmenbilanzen und zeigten sich insgesamt vorsichtig optimistisch. Dax und EuroStoxx50 standen am Vormittag je rund 0,3 Prozent höher bei 24.270 und 5400 Punkten. Damit fehlten dem deutschen Leitindex noch etwas weniger als 400 Punkte zu seinem Anfang Juli erreichten Allzeithoch. “Der Dax hängt fest im Sommerloch und dümpelt weiter impulslos vor sich hin”, fasste Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets zusammen. “Nach oben deckelt der Widerstand von 24.200 Punkten die Kurse und nach unten dient die runde Marke weiter als Kaufsignal für Anleger, die bis jetzt nicht so im Markt sind, wie sie es sein wollen, und auf niedrigere Kurse warten.” Die Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA hat die Börsen zuletzt weltweit angeschoben. An der Wall Street hatten die Indizes am Mittwoch teils Rekordmarken erreicht.

Börsianer warten zudem gebannt auf das am Freitag geplante Treffen von US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin, die beide über eine Lösung im über dreijährigen Krieg zwischen Russland und der Ukraine sprechen wollen. “Die Börsen dürften bereits ein sehr positives Szenario eingepreist haben”, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.

SCHLECHTE ZAHLEN WERDEN ABGESTRAFT

Größter Dax-Verlierer waren die Papiere von RWE, die um 3,8 Prozent abrutschten. Der Energiekonzern verzeichnete Einbußen im ersten Halbjahr, unter anderem aufgrund eines niedrigeren Handelsgeschäfts und einer rückläufigen Ökostromproduktion durch schwächere Windverhältnisse. “Wir glauben zwar, dass der Markt mit schwachen Ergebnissen gerechnet hat, sehen diese Zahlen jedoch unter den Erwartungen”, schreiben die Analysten von JP Morgan.

Pessimistischere Ausblicke machten HelloFresh und Thyssenkrupp zu schaffen. Die Papiere des Essenslieferanten tauchten um 16,8 Prozent ab, die Titel des Industriekonzerns verloren acht Prozent. In Kopenhagen ging es für Carlsberg-Aktien um mehr als sechs Prozent nach unten. Der dänische Brauereikonzern hat im ersten Halbjahr die Markterwartungen verfehlt und rechnet für den Rest des Jahres nicht mit einer Besserung des Konsumumfelds. Sinkende Gewinne und ein trüberer Ausblick setzten Embracer unter Druck. Die Aktien des schwedischen Videospiele-Entwicklers brachen um 23 Prozent ein und waren auf dem Weg zu ihrem größten Tagesverlust seit Mai 2023.

VERSICHERUNGSSEKTOR STARK – DOUGLAS ÜBERZEUGT

Im Versicherungssektor hellten starke Halbjahreszahlen von Admiral die Stimmung auf. Die Aktien sprangen um sechs Prozent auf ein Rekordhoch. Der britische Konzern verdiente vor Steuern rund 67 Prozent mehr, vor allem dank eines starken Kfz-Versicherungsgeschäftes. Der europäische Sektorindex legte ein Prozent zu. Papiere von Talanx gewannen 6,8 Prozent. Der Versicherungskonzern schraubte nach einem Rekord-Halbjahr die Gewinnprognose für das laufende Jahr nach oben.

Im SDax überzeugte der IT-Dienstleister Adesso mit einer verbesserten Profitabilität. Die Papiere legten rund 17 Prozent zu. Auf der Gewinnerseite ragten auch Douglas heraus. Die Aktien sprangen um 7,4 Prozent an. Die Parfümeriekette steuert nach einer Schwächephase wieder auf Wachstumskurs.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL7D0A4-VIEWIMAGE