Ankara (Reuters) – Die Türkei will im Ringen um Getreide-Exporte aus der Ukraine vermitteln.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow werde am 8. Juni mit einer Militärdelegation Gespräche in der Türkei führen, um die Möglichkeiten eines Korridors zur See auszuloten, teilte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Dienstag mit. Der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu sagt Cavusoglu weiter, es gebe diesbezüglich Gespräche mit den Vereinten Nationen. Die UN haben demnach die Einrichtung eines gemeinsamen Überwachungsmechanismus vorgeschlagen, um die Schiffsrouten zu beobachten. Die Türkei sei für einen solchen Vorschlag offen.
Dennoch gebe es in der Sache weiter Streitpunkte zwischen Russland und der Ukraine, sagte Cavusoglu. So fordere Russland, dass westliche Sanktionen gegen die Versicherungsbranche aufgehoben würden, weil davon auch Schiffe betroffen seien, die für die Exporte gebraucht würden. Die Ukraine wolle indes verhindern, dass russische Kriegsschiffe im Hafen von Odessa anlandeten. Die Präsidenten der Türkei und Russlands, Tayyip Erdogan und Wladimir Putin, berieten über das Thema am Montag telefonisch. Dabei sagte Putin zu, den Export des blockierten Getreides in Koordination mit der Türkei möglich zu machen.
Russland hat mittlerweile die Kontrolle über weite Teile der ukrainischen Schwarzmeerküste übernommen. Der größte Hafen des Landes in Odessa ist durch russische Kriegsschiffe blockiert. In den Docks lagern Millionen Tonnen ukrainischen Getreides, das nicht exportiert werden kann und für den Weltmarkt von großer Bedeutung ist. Hauptabnehmer sind in der Regel Länder im Nahen Osten und in Nordafrika. Dort grassierende Hungersnöte werden durch die fehlenden Einfuhren aus der Ukraine derzeit noch verstärkt.