Dax nimmt Rekordhoch ins Visier – Alle Augen auf Alaska-Gipfel

Frankfurt (Reuters) – Beflügelt von einer überwiegend positiven Bilanzsaison bleiben Europas Börsen im Rally-Modus.

Der Dax robbte sich am Freitag an sein Allzeithoch heran und lag am Vormittag 0,4 Prozent im Plus bei 24.463 Punkten. Anfang Juli hatte er seine bisherige Bestmarke bei 24.639,10 Punkten gesetzt. Der EuroStoxx50 lag 0,4 Prozent im Plus bei 5445 Zählern. “Ein möglicher Katalysator könnte ein Durchbruch beim Gipfeltreffen der Präsidenten in Alaska sein, dessen Ergebnisse mit großer Spannung erwartet werden”, sagte Frank Sohlleder, Analyst bei ActivTrades. “Die Chance auf Enttäuschung wiegt jedoch schwer, da die Erwartungen kaum zu übertreffen sind.”

US-Präsident Donald Trump trifft mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin zusammen, um über eine mögliche Beendigung des Ukraine-Krieges zu reden. Das Treffen soll um 21.00 Uhr MESZ beginnen, weit nach Börsenschluss in Europa.

Jede Art von Lösung werde dazu führen, dass Anleger an den europäischen Börsen das Kriegsrisiko geringer bewerteten, sagte Shaniel Ramjee, Co-Leiter für Multi-Asset-Strategien bei Pictet Asset Management. Rüstungsfirmen flogen bereits im Vorfeld aus den Depots: Rheinmetall fielen um vier Prozent ans Dax-Ende. Renk-Aktien verloren ein Prozent. Auch die Preise für Öl und andere Rohstoffe könnten reagieren, sagte Ramjee.

ZINSSENKUNGSFANTASIEN NEHMEN ETWAS AB

Ein Waffenstillstand in der Ukraine könnte Experten zufolge zu einer Lockerung der Sanktionen gegen russisches Öl führen, was das Angebot auf dem Weltmarkt erhöhen würde. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent verbilligte sich am Freitag um 0,6 Prozent auf 66,45 Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI sank um rund 0,7 Prozent auf 63,54 Dollar. Schwache Konjunkturdaten aus China, dem weltweit zweitgrößten Ölabnehmer, trübten die Stimmung zusätzlich. Das Wachstum der Industrieproduktion im Reich der Mitte fiel auf ein Acht-Monats-Tief.

Der Dollar präsentierte sich erneut schwächer. Der Dollar-Index gab 0,3 Prozent auf 97,905 Punkte nach. Dabei dämpften US-Preisdaten die Erwartungen an eine deutliche Zinssenkung der US-Notenbank Fed um 50 Basispunkte im kommenden Monat. Die Erzeugerpreise waren im Juli aufgrund eines sprunghaften Anstiegs der Kosten für Waren und Dienstleistungen so stark gestiegen wie seit drei Jahren nicht mehr, was darauf hindeutet, dass ein breiter Anstieg der Inflation unmittelbar bevorsteht. Börsianer rechnen aber immer noch fest mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im September.

PROGNOSE VON APPLIED MATERIALS ZIEHT TECH-SEKTOR NACH UNTEN

Im Technologiesektor gerieten die Papiere von ASML unter Druck und fielen um 1,5 Prozent. Der US-Konkurrent Applied Materials hatte wegen der schwachen Nachfrage in China und der Unsicherheit im Zollstreit seine Gewinnprognose für das vierte Quartal gesenkt. ASML hatte bereits Mitte Juli eine ähnliche Warnung ausgesprochen. Im Sog dessen gaben auch die Aktien der Chip-Werte BE Semiconductor und ASMI um 1,8 und 1,6 Prozent nach.

Für Gesprächsstoff sorgte ein Medienbericht, demzufolge die US-Regierung einen Einstieg beim kriselnden Chipkonzern Intel erwägt. An der Wall Street stiegen die Titel nachbörslich um 2,6 Prozent, die in Frankfurt notierten Aktien gewannen 1,3 Prozent.

Ein schwächer als erwartet ausgefallenes Wachstum brockte dem dänischen Schmuckhersteller Pandora einen Kurssturz ein. Die Aktien fielen um mehr als zwölf Prozent und steuerten auf ihren schwärzesten Börsentag seit März zu. Während das Geschäft in den USA stark laufe, stünden die wichtigsten europäischen Märkte unter erheblichem Druck, erklärte JP Morgan.

In Kopenhagen stachen NKT hingegen mit einem Kurssprung von 9,1 Prozent hervor. Der dänische Anbieter von Stromkabellösungen hatte seinen Finanzausblick für das Gesamtjahr angehoben.

SDax-Neuling Verve Group verscherzte es sich nach nur etwas mehr als einem Monat in dem Auswahlindex direkt mit den Anlegern. Die Aktien stürzten um mehr als 23 Prozent ab. Die schwedische Firma, die eine Software-Plattform für Werbeplatzierungen im Internet betreibt, schraubte ihre Jahresziele deutlich herunter.

(Bericht von Anika Ross. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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