Anleger in Europa nach Ukraine-Gesprächen optimistisch

Frankfurt (Reuters) – An den europäischen Aktienmärkten haben Anleger erleichtert auf die Ukraine-Verhandlungen in Washington reagiert.

Der Dax zog am Dienstag knapp ein halbes Prozent auf 24.410 Punkte an. Auch an den übrigen Handelsplätzen in Europa zeigten sich Investoren optimistisch; der EuroStoxx50 stieg um 0,7 Prozent auf 5473 Zähler. “Es ist eine eher moderate, aber positive Reaktion”, sagte Elwin de Groot, Stratege bei der Rabobank, mit Blick auf die Friedensbemühungen. US-Präsident Donald Trump zufolge sollen sich in den kommenden Wochen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und das russische Staatsoberhaupt Wladimir Putin treffen, danach soll es zu einem trilateralen Gipfel mit seiner Beteiligung kommen.

Zum Wochenauftakt hatte sich Trump mit Selenskyj getroffen und im Anschluss mit mehreren europäischen Regierungen beraten. Am Dienstag waren weitere Gespräche der europäischen Staats- und Regierungschefs geplant. Die Beratungen knüpfen an das Treffen in Washington an und setzen die laufenden Abstimmungen zur Frage der Sicherheitsgarantien für die Ukraine fort. Da ein echter Durchbruch noch nicht gelungen sei, bleibe noch eine abwartende Haltung bestehen, konstatierten die Analysten von ActivTrades. Allerdings wolle niemand eine mögliche Friedensrally verpassen, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

RÜSTUNGSKONZERNE AUF DEN VERKAUFSZETTELN

Das Ringen um Frieden in der Ukraine ließ nach der monatelangen Rally Rüstungswerte abrutschen. “Der Sektor reagiert empfindlich auf Stimmungsänderungen bei den Friedensaussichten”, kommentierte Marcus Gavelli von Pareto Securities. Dennoch ging er von kurzfristigen Gewinnmitnahmen aus und nicht von einer Änderung der fundamentalen Daten.

Größter Dax-Verlierer war mit einem Minus von zeitweise knapp fünf Prozent Rheinmetall. Im MDax rauschten der Panzergetriebehersteller Renk sowie der Rüstungszulieferer Hensoldt jeweils mehr als sieben Prozent nach unten. Der schwedische Rüstungskonzern SAAB gab sechs Prozent nach, das französische Unternehmen Thales und der britische Konzern BAE Systems jeweils mehr als drei Prozent. Der europäische Branchenindex verlor 2,5 Prozent, hat seit Jahresbeginn jedoch immer noch mehr als 50 Prozent zugelegt.

Dagegen griffen Anleger bei Luxuswerten zu. In Mailand zogen die Titel von Moncler und in London Burberry-Aktien jeweils mehr als vier Prozent an. Der entsprechende europäische Branchenindex lag zwei Prozent im Plus.

ÖLPREIS UNTER DRUCK – FALLEN SANKTIONEN?

Auch am Rohölmarkt machten sich die Ukraine-Verhandlungen bemerkbar. Investoren setzten zunehmend darauf, dass die Gespräche zwischen Russland, der Ukraine und den USA zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine zu einer Aufhebung der Sanktionen gegen russisches Rohöl führen und so das Angebot erhöhen könnten. “Auch wenn ein endgültiges Friedensabkommen oder ein Waffenstillstand nicht unmittelbar bevorzustehen scheint, wurden doch einige Fortschritte erzielt”, sagte Suvro Sarkar, Energieanalyst bei der DBS Bank. Zumindest sei eine weitere Eskalation oder Verschärfung der Sanktionen gegen Russland durch die USA oder Europa derzeit vom Tisch.

Der Preis für Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI fiel in der Spitze um jeweils 1,3 Prozent auf 65,75 beziehungsweise 62,60 Dollar je Barrel. Das Risiko globaler Versorgungsunterbrechungen habe sich auch durch Trumps gemilderte Haltung gegenüber Sekundärsanktionen gegen Importeure russischen Öls gesenkt, konstatierte Sarkar.

Am Devisenmarkt fiel die Reaktion dagegen verhalten aus. Der Dollar-Index gab um 0,2 Prozent auf 97,9540 Punkte nach; im Gegenzug stieg der Euro um 0,2 Prozent auf 1,1686 Dollar. Investoren warteten auf Impulse des jährlichen Symposiums der US-Notenbank in Jackson Hole im Bundesstaat Wyoming Ende der Woche, um Hinweise auf die voraussichtliche Zinsentwicklung zu erhalten. Fed-Vorsitzender Jerome Powell wird sich zu den Konjunkturaussichten und dem geldpolitischen Rahmen der Zentralbank äußern.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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