Berlin (Reuters) – Der Deutsche Bauernverband rechnet mit einer deutlich besseren Getreideernte in diesem Jahr.
Die erwartete Gesamtmenge dürfte bei 43,5 Millionen Tonnen liegen, was einem durchschnittlichen Wert entspreche, teilte der Verband am Dienstag mit. In den beiden vergangenen Jahren waren es jeweils weniger, 2024 rund 39 Millionen Tonnen. Die Wetterbedingungen machten die Ernte erneut zur Zitterpartie.
“Der anhaltende Niederschlag während der eigentlichen Erntezeit hat auch in diesem Jahr die Arbeit von uns Landwirten erheblich behindert”, sagte Bauern-Präsident Joachim Rukwied. “Die Mähdrescher blieben zum Teil tage- bis wochenlang auf dem Hof stehen, wodurch das bereits reife Getreide deutlich länger auf dem Feld verblieb.” Dies habe teilweise zu Qualitätseinbußen geführt. “Zusätzlich kam es durch die ausgeprägte Trockenheit im Frühjahr im Nordosten des Landes zu Ertragseinbußen.” Die Folgen des Klimawandels seien spürbar.
Bei der wichtigsten Kultur – dem Winterweizen – dürfte die Erntemenge dieses Jahr bei 21,7 Millionen Tonnen liegen, nachdem es im vergangenen Jahr 17,8 Millionen waren. Es gebe höhere Erträge pro Hektar, was auch an der Ausweitung der Anbaufläche liege. Über den Vorjahreswerten dürften auch die Ernten von Wintergerste und Winterraps liegen. Die Prognosen basieren auf Hochrechnungen des Verbands von bereits vorliegenden Daten aus den Bundesländern.
Rukwied kritisierte aus seiner Sicht zu starke Einschränkungen beim Pflanzenschutz. “Der starke Schädlings- und Infektionsdruck in diesem Jahr zeigt deutlich, wie wichtig es ist, Pflanzen ausreichend schützen zu können. Effektiver Pflanzenschutz ist eine zwingende Voraussetzung für sichere und gesunde Lebensmittel.” Neue Mittel müssten schneller zugelassen werden. Der Bauern-Lobbyist sagte zudem, angesichts gestiegener Kosten und der aktuellen Preise auf dem Markt sei der Getreideanbau in Deutschland kaum noch rentabel zu betreiben. “Bürokratieabbau und gezielte Entlastungen sind jetzt unabdingbar.”
Eine gute Ernte zeichnet sich bei Frühkartoffeln und Kirschen ab. Bei Obst und Gemüse werde aber auch immer mehr importiert. Rukwied verwies unter anderem auf höhere Arbeitskosten durch den steigenden Mindestlohn sowie Einschränkungen beim Pflanzenschutz. Vor allem im Apfel- und Salatanbau gebe es derzeit massive Probleme mit Krankheiten und Schädlingen.
(Bericht von Christian Krämer und Michael Hogan, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)