– von Allison Lampert und Wa Lone
Montreal (Reuters) – Das Kabinenpersonal der Fluggesellschaft Air Canada hat seinen fast viertägigen Arbeitskampf beendet und sich mit dem Unternehmen auf eine vorläufige Einigung verständigt.
“Der Streik ist beendet”, teilte die Gewerkschaft CUPE am Dienstag auf Facebook mit. Der erste Ausstand des Kabinenpersonals seit 40 Jahren hatte die Reisepläne von Hunderttausenden Passagieren in der Urlaubszeit durchkreuzt und die größte kanadische Fluggesellschaft dazu veranlasst, ihre Gewinnprognose für das wichtige Sommerquartal und 2025 zurückzuziehen.
Air Canada teilte mit, der Flugbetrieb werde ab Dienstag schrittweise wieder aufgenommen. Bis sich der Flugplan voll normalisiert habe, könne es in den kommenden sieben bis zehn Tagen noch zu Flugausfällen kommen. Kunden mit gestrichenen Flügen könnten zwischen einer Rückerstattung, einer Reisegutschrift oder einer Umbuchung auf eine andere Fluggesellschaft wählen.
Die Flugbegleiter hatten am Samstag die Arbeit niedergelegt, nachdem die Tarifverhandlungen gescheitert waren. Ein zentraler Streitpunkt war die Forderung, auch für Tätigkeiten am Boden wie das Einsteigen der Passagiere bezahlt zu werden. Bislang wird nur die Zeit vergütet, in der sich das Flugzeug bewegt. CUPE vertritt die rund 10.400 Flugbegleiter und erklärte dazu nun, unbezahlte Arbeit werde es nicht mehr geben. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. In den USA hatten die Flugbegleiter von American Airlines und Alaska Airlines in jüngsten Tarifabschlüssen durchgesetzt, dass die Bezahlung mit dem Boarding der Passagiere beginnt.
SELTENE HÄRTE – GEWERKSCHAFT AUCH IM CLINCH MIT REGIERUNG
Die Gewerkschaft CUPE hatte sich einer Anordnung der kanadischen Arbeitsbehörde widersetzt, die den Streik auf Druck der Regierung für unrechtmäßig erklärt hatte. Das war für Kanada sehr ungewöhnlich. Daraufhin erhöhte die Regierung den Druck auf die Konfliktparteien und mahnte eine rasche Lösung an. Das Angebot der Fluggesellschaft über eine Erhöhung der Gesamtvergütung um 38 Prozent über vier Jahre hatte die Gewerkschaft als unzureichend zurückgewiesen. Sie argumentierte hingegen, das Angebot bedeute nur 17,2 Prozent höhere Gehälter.
Die kanadische Arbeitsministerin Patty Hajdu hatte die Konfliktparteien zu einer Vermittlung durch die Regierung aufgerufen. Sie versprach zudem, die Vorwürfe unbezahlter Arbeit in der gesamten Branche zu untersuchen. In den vergangenen zwei Jahren haben Gewerkschaften in Kanada angesichts eines angespannten Arbeitsmarktes verstärkt auf höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen gedrängt.
(Bericht von Allison Lampert, Wa Lone, Nathan Gomes, Arpan Varghese und Aishwarya Jain, unter Mitarbeit von Divya Rajagopalin, geschrieben von Klaus Lauer, redigiert von Philipp Krach.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)