München (Reuters) – Die tiefgreifende Sanierung der BayWa hinterlässt in der Halbjahresbilanz des Münchner Agrarkonzerns ihre Spuren.
Der Umsatz brach im ersten Halbjahr um 17 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro ein, wie die BayWa am Dienstag mitteilte. Das operative Ergebnis (Ebitda) halbierte sich fast auf 65,7 (Vorjahr: 116,2) Millionen Euro. Unter dem Strich vergrößerte sich der Verlust auf 527,8 (Vorjahr: 424,3) Millionen Euro. Grund dafür sind zum einen die Zinsen auf die fast sechs Milliarden Euro schwere Schuldenlast, zum anderen die Kosten des Konzernumbaus, mit dem sich die BayWa bis 2028 entschulden will.
Die Geschäftspartner – allen voran Landwirte – hätten sich in fast allen Sparten wegen der Sanierung zurückgehalten, mit der BayWa Geschäfte zu machen, was die Verkaufszahlen drückte. Dazu kamen sinkende Preise für Agrarerzeugnisse. Das habe auch den Gewinn belastet. Das Geschäft der Erneuerbare-Energien-Tochter BayWa r.e. schrieb operativ weiter rote Zahlen. Sie baut und entwickelt Wind- und Solarparks, um sie anschließend an andere Investoren weiterzuverkaufen. Doch das Geschäft läuft schleppend. Für das zweite Halbjahr rechnet die BayWa mit einer sinkenden Zinsbelastung, nachdem sie bereits zwei Tochterfirmen, darunter den Getreidehändler Cefetra, verkauft hat.
Im verbleibenden Geschäft sei für das Gesamtjahr weiterhin eine starke Verbesserung des Ebitda zu erwarten. Die Sparten Agrar und Technik sowie der bei der neuseeländischen Tochter T&G Global angesiedelte Obsthandel entwickelten sich dabei besser als im Frühjahr gedacht. Letzterer profitiert von den überdurchschnittlichen Preisen. In der Agrarsparte griffen die Kostensenkungen, so dass hier statt mit einem Ebitda-Rückgang mit einem starken Anstieg zu rechnen sei.
Am kommenden Dienstag (26. August) legt der Vorstand auf der Hauptversammlung in München Rechenschaft ab. Dabei muss er auch dazu Stellung nehmen, dass die BayWa ihr Grundkapital durch den Verlust von 1,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr restlos aufgebraucht hat. Die beiden Großaktionäre haben aber schon 125 Millionen Euro frisches Kapital eingeschossen, 75 Millionen Euro sollen im Oktober folgen; dann können auch die übrigen Aktionäre neue Aktien zeichnen. Der ehemalige Vorstand um den langjährigen Vorstandschef Klaus Josef Lutz soll zunächst nicht entlastet werden. Ein schuldenfinanzierter Expansionskurs im Ausland unter Lutz hatte das Traditionsunternehmen an den Rand der Pleite geführt.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)