(Weitgehend neu)
Kiew (Reuters) – Ungeachtet der Bemühungen um Friedensgespräche hat Russland die Ukraine in der Nacht zum Donnerstag mit einem der schwersten Luftangriffe seit Beginn des Krieges überzogen.
Bei den Attacken wurde nach ukrainischen Angaben mindestens ein Mensch getötet und 18 weitere verletzt. Die Attacke erfolgte inmitten diplomatischer Bemühungen von US-Präsident Donald Trump, der auf ein Ende der Kämpfe drängt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte weitere Unterstützung der USA, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin an den Verhandlungstisch zu bringen. Andernfalls brauche es eine “starke Reaktion”.
Die meisten Verletzten gab es den Behörden zufolge bei einem Raketenangriff auf die Lagerhallen eines US-Elektronikherstellers in der westukrainischen Region Transkarpatien, die an die Europäische Union grenzt. “Es handelte sich um ein normales ziviles Unternehmen, das mit amerikanischen Investitionen unterstützt wurde und Alltagsgegenstände wie Kaffeemaschinen herstellte. Und doch war es auch ein Ziel für die Russen”, schrieb Präsident Selenskyj auf der Plattform X. “Das ist sehr bezeichnend.”
In der westlichen Stadt Lwiw wurde bei dem Angriff ein Mensch getötet, drei weitere wurden verletzt und 26 Häuser beschädigt, wie Gouverneur Maksym Kosyzkyj mitteilte. Auch aus der südöstlichen Region Dnipropetrowsk meldeten die Behörden Schäden an Unternehmen, Wohnhäusern und Gasleitungen. Selenskyj fügte hinzu, die meisten, aber nicht alle der 574 Drohnen und 40 Raketen seien abgefangen worden. “Wenn die Russen nicht bereit sind, würden wir gerne eine starke Reaktion der Vereinigten Staaten sehen”, sagte Selenskyj und bekräftigte, er selbst sei zu einem Treffen mit Putin bereit.
“Bislang gibt es aus Moskau kein Signal für die Bereitschaft zu ernsthaften Verhandlungen, um diesen Krieg zu beenden”, schrieb Selenskyj auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. “Es braucht Druck. Starke Sanktionen, starke Zölle.”
“WEG INS NIRGENDWO”
Trump, der sich in der vergangenen Woche sowohl mit Selenskyj als auch mit Putin getroffen hatte, räumte ein, dass sein russischer Amtskollege möglicherweise nicht zu einer Einigung bereit sei. Im Zentrum der Diskussionen geht es auch um die Frage für Sicherheitsgarantien für die Ukraine nach einem Ende des Krieges. Russland hatte am Mittwoch erklärt, Versuche, Sicherheitsfragen ohne die Beteiligung Moskaus zu lösen, seien ein “Weg ins Nirgendwo”.
Die Regierung in Moskau bestreitet, gezielt Zivilisten anzugreifen. Das russische Verteidigungsministerium teilte am Donnerstag mit, über Nacht seien ukrainische Energie-Infrastruktur, militärisch-industrielle Einrichtungen und Flugplätze angegriffen worden. Zudem hätten russische Truppen die Ortschaft Olexandro-Schultyne in der östlichen ukrainischen Region Donezk eingenommen. Die Angaben können von der Nachrichtenagentur Reuters nicht unabhängig überprüft werden.
(Bericht von Anastasiia Malenko; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)