Bangalore/Danzig (Reuters) – In der Getränkeindustrie bahnt sich eine milliardenschwere Fusion an.
Keurig Dr Pepper greift nach dem niederländischen Jacobs-Mutterkonzern JDE Peet’s und stemmt damit eine der größten Übernahmen in Europa der vergangenen Jahre. Das US-Unternehmen, bekannt für Softdrinks wie 7UP und Dr Pepper sowie seine Green-Mountain-Kaffeemarke, will JDE Peet’s für 15,7 Milliarden Euro in bar schlucken. Angeboten werden 31,85 Euro je Aktie – rund 20 Prozent mehr, als die Papiere von JDE zuletzt gekostet hatten. An der Börse in Amsterdam sorgte die Offerte für einen Kurssprung: Die Aktien von JDE Peet’s schossen am Montag um 18 Prozent in die Höhe und steuerten auf den größten Tagesgewinn ihrer Geschichte zu.
Mit dem Deal will Keurig Dr Pepper einen globalen Kaffeechampion schmieden, der sich auf dem 400 Milliarden Dollar schweren Markt gegen Platzhirsch Nestlé besser behaupten soll. “Durch die sich ergänzende Verbindung von Keurig und JDE Peet’s ergreifen wir die außergewöhnliche Gelegenheit, einen globalen Kaffeegiganten zu schaffen”, sagte Keurig-Vorstandschef Tim Cofer. Die fusionierte Gesellschaft soll jedoch nicht als ein Konzern bestehen bleiben. Geplant ist eine Aufspaltung in zwei eigenständige, börsennotierte Firmen: eine für das globale Kaffeegeschäft und eine für Erfrischungsgetränke in Nordamerika.
Das neue Kaffeeunternehmen, zu dem Marken wie Jacobs, Senseo, Tassimo und Green Mountain gehören werden, soll einen Jahresumsatz von rund 16 Milliarden Dollar erzielen. Die Getränkesparte mit Marken wie 7UP und Dr Pepper soll auf einen Umsatz von mehr als elf Milliarden Dollar kommen. Cofer wird künftig die Getränkesparte leiten, während Finanzvorstand Sudhanshu Priyadarshi das Kaffeegeschäft verantwortet.
Analysten bewerteten den Schritt als strategisch sinnvoll. Keurig gewinne internationale Präsenz, während JDE Peet’s seine Abhängigkeit vom europäischen Markt verringere. Der Deal reiht sich ein in eine Welle größerer Transaktionen im Konsumgütersektor und ist zugleich ein Stück weit eine Rolle rückwärts: 2018 war Keurig Dr Pepper durch den Zusammenschluss von Keurig Green Mountain und Dr Pepper Snapple entstanden. Nun werden diese Geschäfte wieder aufgespalten.
Hinter beiden Konzernen steht die deutsche Milliardärsfamilie Reimann, die über ihre Holding JAB Mehrheitseigner von JDE Peet’s ist und zugleich eine bedeutende Minderheitsbeteiligung an Keurig Dr Pepper hält. Die Fusion erfolgt vor dem Hintergrund hoher Kaffeepreise und zunehmender handelspolitischer Spannungen. Beide Unternehmen hatten zuletzt auf die Belastungen durch teure Kaffeebohnen hingewiesen. Die Preise waren unter anderem gestiegen, nachdem US-Präsident Donald Trump Anfang August einen Zoll von 50 Prozent auf Bohnen aus Brasilien verhängt hatte.
Keurig Dr Pepper wird an der Börse mit rund 48 Milliarden Dollar bewertet. Der Börsenwert von JDE Peet’s lag zum Handelsschluss am Freitag LSEG-Daten zufolge bei 12,76 Milliarden Euro. Die Aktien von Keurig Dr Pepper haben sich in diesem Jahr dank starker Getränkeverkäufe um fast zehn Prozent verteuert. Die Papiere des niederländischen Kaffeekonzerns haben sich im selben Zeitraum fast verdoppelt, gestützt durch stabile Umsätze und eine stärkere Ausrichtung auf die Vergütung der Aktionäre.
(Bericht von Angela Christy und Mateusz Rabiega; geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)